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Ein Gruppe von Mädchen tippt auf ihren Smartphones herum.

© imago images/Bildgehege

Nach „Blackout-Challenge“ an Grundschule: Berliner Polizei leitet fünf Ermittlungsverfahren ein

An einer Kreuzberger Schule war am Freitag ein Mädchen kollabiert, andere Kinder hatten keine Hilfe geholt. Die gefährliche Challenge ist auch in anderen Stadtteilen ein Thema.

Nachdem beim Nachspielen der sogenannten „Blackout-Challenge“ an einer Berliner Grundschule vergangenen Freitag ein Mädchen kollabiert ist, hat die Polizei Berlin insgesamt fünf Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das teilte eine Polizeisprecherin auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Ermittelt werde demnach wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Nötigung und unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise Aussetzung. Weitere Details nannte die Sprecherin „aufgrund der andauernden Ermittlungen und mit Rücksicht auf die betroffenen Kinder“ nicht.

Das Phänomen der „Blackout-Challenge“ sei der Polizei Berlin bekannt und „regelmäßig Bestandteil der Besuche und Seminare der Präventionsbereiche der Polizei Berlin an Grund- und Oberschulen“, teilte die Sprecherin weiter mit. Teilweise nicht strafrechtlich relevante Fälle, in denen die „Blackout-Challenge“ polizeilich bekannt geworden sei, habe es in den Polizeidirektionen 1 (Nord), 3 (Ost) sowie 4 (Süd) gegeben.

Der Fall am vergangenen Freitag hatte sich im Bereich der Polizeidirektion 5 (City) ereignet. An der Kreuzberger Hunsrück-Grundschule hatten Fünft- und Sechstklässler die „Blackout-Challenge“ nach Unterrichtsende nachstellen wollen. Dabei würgen sich Menschen bis zur Ohmacht; Videos davon werden in sozialen Medien hochgeladen – etwa bei TikTok.

Beteiligte Kinder holten keine Hilfe

In dem Kreuzberger Fall war ein Mädchen kollabiert und ins Krankenhaus gebracht worden. Die Schulleitung machte den Vorfall in einer Rundmail an alle Eltern publik. Demnach sollen die beteiligten Kinder für das Mädchen keine Hilfe geholt, sondern das Kind „an eine abgelegene Stelle geschleppt“ haben. Dort wollten sie dem bewusstlosen Mädchen Wasser einflößen. Außerdem sollen ihm zwei Kinder, als es zwischenzeitlich kurz wieder zu sich kam, eingeschärft haben, nichts zu sagen. „Ein Mädchen, das Hilfe holen wollte, wurde bedroht“, heißt es in der E-Mail der Schulleitung weiter.

Ein Vater soll die Situation bemerkt und Hilfe geholt haben. „Das Mädchen kam ins Krankenhaus und ist zum Glück auf dem Weg der Besserung“, schreibt die Schulleitung. „Es geht ihr wieder einigermaßen gut. Sie konnte dann schildern, was passiert ist.“ Aber: Ein Mädchen habe den Vater des Mädchens „ungefragt über den Hergang belogen, kurz bevor er zu seiner nicht ansprechbaren Tochter in den Krankenwagen stieg“, so die Schulleiterin weiter.

Die Schulleitung hatte im Nachgang die Schulaufsicht, das Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ), das Jugendamt und die Senatsbildungsverwaltung informiert. Ein Sprecher der letzteren Behörde bestätigte dies.

Die Schulleiterin appellierte an die Eltern: „Thematisieren Sie bitte den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Endgeräten und das Nutzungsverhalten der Kinder. Es gibt im Netz genügend verstörende Inhalte, die Kinder überfordern.“ Es solle auch besprochen werden, was Kinder tun können, wenn sie etwas sehen, das ihnen falsch vorkommt. Eltern sollen mit ihren Kindern über Alternativen zum Wegschauen und Schweigen sprechen. „Stärken Sie bitte die Kinder, Nein zu sagen.“

„Vorfälle wie dieser machen uns betroffen“, sagte eine Sprecherin von TikTok dem Tagesspiegel. „Dafür stehen wir nicht.“ Der Suchbegriff sei auf ihrer Plattform schon sehr lange gesperrt. „Das war auch nie ein Trend bei TikTok.“ Und weiter: „Diese besorgniserregende ,Challenge’, von der Menschen anscheinend aus anderen Quellen als TikTok erfahren haben, gab es schon lange vor der Existenz unserer Plattform ... Wir entfernen entsprechende Inhalte sofort, wenn wir sie finden.“

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