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Ein Schneepflug schiebt Hochwasserschlamm von einer Straße in Kobern-Gondorf in Rheinland-Pfalz.

© dpa/Thomas Frey

Update

Hochwasser im Saarland und in Rheinland-Pfalz: Südwesten steht wohl weiterer Starkregen mit Unwettergefahr bevor

Die Hochwasserlage im Südwesten hat berits ein Todesopfer gefordert. Nach einer kurzzeitigen Beruhigung erwartet der Wetterdienst für Dienstag erneut teils kräftige Regenfälle.

Die saarländische Landesregierung warnt vor neuen Regenfällen am frühen Dienstagmorgen. „Auch erneute Überflutungen sind nicht auszuschließen, auch wenn die Prognosen aktuell nicht von einer Wiederholung der Situation vom Wochenende ausgehen“, hieß es in einer Mitteilung der Staatskanzlei am Montag. „Die Landesregierung mahnt die Bevölkerung zur Wachsamkeit.“

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) rief die Menschen dazu auf, wachsam zu sein und sich zu schützen. „Die Landesregierung, die Landkreise und die Einsatzkräfte bereiten sich auf eine erneute Lage vor“, sagte sie laut Mitteilung.

„Wir fahren alle Vorsichtsmaßnahmen hoch und koordinieren die Vorbereitungen für erneuten Starkregen“, sagte Innenminister Reinhold Jost (SPD).

Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Montagnachmittag vor „erneut teils kräftigen Gewittern und heftigen Starkregenfällen mit Unwettergefahr“ in Teilen Südwestdeutschlands. Demnach setzt der Regen wohl bereits am Dienstagmorgen ein.

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Bislang ist bei der überregionalen Hochwasserlage im Saarland und in Rheinland-Pfalz eine 67-Jährige ums Leben gekommen.

Die Frau war bei einem Rettungseinsatz in Saarbrücken am Freitag von einem Einsatzfahrzeug erfasst worden und ist am Sonntagabend in einer Klinik an den Folgen gestorben, wie die Stadt mitteilte.

„Diese traurige Nachricht macht mich zutiefst betroffen“, sagte Oberbürgermeister Uwe Conradt und sprach von einer „schrecklichen Tragödie“.

Währenddessen beruhigte sich die Lage in der Hochwasserregion vorübergehend: Die Pegelstände sanken, in der Nacht zu Montag gab es keine weiteren Einsätze, die Aufräumarbeiten sind im Gange, wie ein Sprecher des Lagezentrums am Montagmorgen sagte.

Extremer Starkregen hat am Sonntagnachmittag in der rheinland-pfälzischen Stadt Kirn zu Überflutungen und Erdrutschen geführt.

© dpa/Sebastian Schmitt

Doch die Entspannung könnte nur von kurzer Dauer sein. Meteorologen warnen vor neuen Unwettern und viel Regen in der kommenden Woche.

Schon am Montag sei im Saarland und in Rheinland-Pfalz Starkregen mit 15 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich, teilte der DWD am Morgen mit. Unwetterartige Mengen über 25 Liter pro Quadratmeter seien demnach aber nur wenig wahrscheinlich.

Prognosen kündigen weiter Regen an

Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Löschbezirk Mitte Kleinblittersdorf im Saarland sind mit dem Schlauchboot unterwegs.

© dpa/Andreas Arnold

„Interessant wird es am Dienstag“, sagte Meteorologe Markus Übel vom DWD schon am Sonntag in Offenbach. Dann entwickelten sich erneut teils kräftige Regenfälle, „die aus heutiger Sicht vor allem den Südwesten des Landes erfassen“.

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Zwar seien die berechneten Regenmengen nicht so hoch wie am vergangenen Freitag, allerdings falle der größte Teil des Regens innerhalb von sechs bis zwölf Stunden, sagte Übel.

Sollten das Saarland und die Pfalz erneut im Schwerpunkt der Regenfälle liegen, müsse dort wieder mit steigenden Pegelständen und möglicherweise auch mit Hochwasser und Überschwemmungen gerechnet werden.

Nach Angaben der Meteorologen war eine exakte Vorhersage schwierig, da die genauen Schwerpunkte sowie die Regenmengen von den Modellen noch sehr unterschiedlich berechnet würden. Aber: „Wahrscheinlich werden Teile von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg betroffen sein.“

Ab Dienstag könnten aber auch andere Regionen Deutschlands von Unwettern betroffen sein. „Der Schwerpunkt liegt diesmal voraussichtlich nicht im Saarland und südlichen Rheinland-Pfalz, sondern etwas weiter im Norden, im Gebiet von der Eifel über Mittelhessen, bis nach Südostbayern“, sagte Meteorologe Nico Bauer vom Deutschen Wetterdienst. In den bisherigen Hochwassergebieten werde es etwas geringere Mengen Regen geben.

Laut DWD soll am Dienstag von Südwesten her Regen aufkommen. Nachmittags ziehe dann von „Bayern bis nach Rheinland-Pfalz und ins Saarland kräftiger und gewittrig durchsetzter Starkregen“, hieß es. Dabei könne es teils zu unwetterartigen Regenmengen kommen. Stellenweise müsse mit kräftigem Gewitter und Starkregen gerechnet werden. Am Mittwoch verlagern sich die Starkregenfälle und Gewitter laut DWD nach Norddeutschland.

Überflutungen und Erdrutsche in Kirn

Enorme Regenmengen hatten im Saarland und in Rheinland-Pfalz bereits am Freitag und in der Nacht zu Samstag für Überflutungen, Erdrutsche und vollgelaufene Straßen und Keller gesorgt.

Am Sonntag hatte sich die Lage zunächst entspannt, später am Tag kam es teils wieder zu Starkregen, der in der rheinland-pfälzischen Stadt Kirn neue Überflutungen und Erdrutsche verursachte.

Bewohner im überschwemmten Kleinblittersdorf wurden mit Feuerwehr-Booten von ihren Häusern zum Einkaufsmarkt gebracht.

© dpa/Andreas Arnold

Am stärksten sei der Stadtteil Sulzbach betroffen gewesen, sagte ein Sprecher der Polizei. Demnach liefen dort zahlreiche Keller und Erdgeschosse voll Wasser und Schlamm, der Stadtteil war teilweise nicht mehr zu passieren.

Ein Erdrutsch habe zudem die Bundesstraße 41 blockiert, die Straße sei daraufhin vorübergehend gesperrt worden. An vielen anderen Orten im Saarland und in Rheinland-Pfalz liefen am Sonntag die Aufräumarbeiten.

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Menschen wateten mit Gummistiefeln durch das Wasser, Keller wurden leergepumpt, Schäden beseitigt. Im saarländischen Blieskastel wurde die historische Altstadt mit Pumpen vom Wasser befreit.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte am Sonntag: „In den vergangenen 48 Stunden haben wir ein großes und flächendeckendes Hochwasser erlebt.“ Sie ergänzte: „Das Schadensausmaß an Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur können wir erst einschätzen, wenn die akuten Einsätze beendet sind.“

In Zell an der Mosel in Rheinland-Pfalz liefen am Sonntag die Aufräumarbeiten. Menschen wateten mit Gummistiefeln durch das Wasser, Keller wurden leergepumpt, Schäden beseitigt. Wer hier länger wohne, kenne sich schon aus mit dem Hochwasser, sagte ein Anwohner. Derweil sprach sich am Sonntag manch ein Politiker für einen stärkeren Versicherungsschutz gegen die Folgen von Unwettern aus.

Katrin Eder (3 v. l., Bündnis 90/Die Grünen), Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, und Malu Dreyer (r, SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, sprechen mit Flutopfern in Contwig.

© dpa/Andreas Arnold

Im saarländischen Blieskastel wurde die historische Altstadt mit Pumpen vom Wasser befreit. „Das Wasser steht dort noch stiefelhoch, die Lage ist unter Kontrolle“, sagte der Sprecher des Innenministeriums am Vormittag.

In der Altstadt von Blieskastel wurde Wasser aus den überfluteten Kellern abgepumpt.

© dpa/Andreas Arnold

In einer Bundeswehrkaserne in Lebach, am Rande des Hochwassergebiets, wurde im Zuge eines größeren Einsatzes gleich drei Weltkriegsbomben entschärft. „Das ist alles gut und ohne Probleme abgelaufen“, hieß es im Anschluss.

Mehr als 1000 Menschen mussten vorübergehend ihre Wohnungen verlassen. In den Kommunen Neunkirchen und Ottweiler waren einzelne Straßenzüge ohne Strom. Laut Ministerium wird es noch ein, zwei Tage dauern, bis die Versorgung wieder hergestellt ist.

Am Samstag hatte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz mit der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger ein Bild von der Lage vor Ort gemacht. In Gummistiefeln sprachen die beiden SPD-Politiker unter anderem in Kleinblittersdorf mit Betroffenen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) besuchen den vom Hochwasser betroffene Ort Kleinblittersdorf und reden mit Anwohnern.

© dpa/Harald Tittel

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) versprach derweil Hilfe: „Der Bund unterstützt insbesondere das Saarland mit starken Kräften, um nach den schweren Überflutungen Menschenleben zu schützen und die Zerstörung durch die Wassermassen so weit wie möglich zu begrenzen.“

Diskussion um Pflichtversicherung

Während die Krise noch nicht überstanden ist, beginnt sowohl bei den Betroffenen als auch in der Politik bereits die Aufarbeitung. Nach erster Einschätzung habe das Hochwasser Schäden „weit in den Millionenbereich hinein“ angerichtet, sagte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger der Deutschen Presse-Agentur. Das Ausmaß der Schäden werde man erst richtig sehen können, wenn das Wasser ganz zurückgegangen sei.

„Schon heute ist allerdings klar, dass wir es mit massiven Schäden an privatem Eigentum, aber auch an Infrastruktur wie Straßen, Brücken oder auch Kitas zu tun haben werden“, sagte sie. „Wir kämpfen seit wenigen Tagen gegen Wassermassen, werden aber sicherlich Jahre mit den Folgen kämpfen müssen.“ Die Saar-Regierung habe bereits den Weg für finanzielle Hilfen frei gemacht, „damit die Menschen nicht im Regen stehen“.

Die Ministerpräsidentin sprach sich für eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden aus. Die saarländische Landesregierung habe stets gesagt, dass sie dafür sei, sagte Rehlinger. Die Debatte um eine verpflichtende Elementarschadenversicherung werde sicherlich erneut mit dem Bund zu führen sein. „Mir fehlt jetzt das Verständnis, warum wir auf der Bundesseite nicht weiter vorangekommen sind.“

Auch der Grünen-Finanzpolitiker Stefan Schmidt hatte sich für eine solche Pflichtversicherung ausgesprochen. SPD-Rechtspolitiker Johannes Fechner forderte günstige Versicherungen gegen Elementarschäden. Das sind solche Schäden, die durch die Natur verursacht wurden, dazu zählen etwa Schäden durch Hochwasser, Stürme oder Erdrutsche. (dpa)

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