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Adriana Kussmaul, kaufmännische Geschäftsführerin der KAP, bringt mit regelmäßigen Uraufführungen die Neue Musik beim Orchester voran.

© Andreas Klaer

„Vom Spezialistentum befreien“: Warum die Kammerakademie Potsdam jetzt Neue Musik spielt

Seit einem Jahr bringt die Kammerakademie Potsdam regelmäßig zeitgenössische Werke zur Uraufführung. Initiiert hat das die neue künstlerische Geschäftsführerin Adriana Kussmaul.

Von Babette Kaiserkern

Vierundzwanzig Jahre nach der Gründung steht eine neue Generation an der Spitze der Kammerakademie Potsdam (KAP). Wenn Céline Couson am 1. Juni ihren Posten als neue kaufmännische Geschäftsführerin antritt, gibt es mit Adriana Kussmaul als künstlerischer Geschäftsführerin erstmals ein Frauen-Doppel. Der Schwerpunkt des Orchesters liegt auf Werken der Klassik, aber schon 2008 gründeten die Musiker Bettina Lange und Tobias Lampelzammer mit KAPmodern eine eigene Reihe für die moderne Musik.

In der Saison 2022/23 tauchte mit Uraufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten ein ganz neues Format dafür auf. Die Idee dafür kam von der Dramaturgin Adriana Kussmaul. Sie lenkt die künstlerische Planung der KAP bereits seit einem Jahr. „Uns ging es eigentlich schon immer darum, die moderne Musik aus dem Spezialistentum zu befreien“, sagt sie. Gerade darum sollte diese Musik nicht für sich allein präsentiert werden, sondern mitten in einem Symphoniekonzert.

Komponistinnen und Komponisten schreiben etwas für uns, was auf die Größe unseres Orchesters zugeschnitten ist.

Adriana Kussmaul, künstlerische Geschäftsführerin der KAP

Inzwischen zeugen sieben Uraufführungen von dieser neuen Aktivität. „Komponistinnen und Komponisten schreiben etwas für uns, was auf die Größe unseres Orchesters zugeschnitten ist“, so Kussmaul über ihr Konzept. „Und weil wir diese Stücke auch gemeinsam mit dem Komponisten oder der Komponistin erarbeiten, bringt man das dann natürlich auch ganz anders auf die Bühne.“

Künstlerische Überraschungen

Was dabei herauskommt, ist stets eine künstlerische Überraschung. „Und dass diese Musik zum ersten Mal in Potsdam erklingt, darauf kann man stolz sein“, sagt Kussmaul. Sie studierte an der Humboldt-Universität und war fünf Jahre lang im Management einer Berliner Musikagentur, bevor sie nach Potsdam kam. Die größte Herausforderung für das Uraufführungsprojekt bestand in der Finanzierung, denn die KAP hat dafür keine Mittel. Doch schließlich konnte die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung gewonnen werden.

Wie bereichernd der Wechsel zwischen alter und moderner Musik sein kann, ist am 11. Mai zu erleben, wenn die KAP ein brandneues Werk von Toshio Hosokawa aufführt. Der renommierte Komponist studierte an der Universität der Künste in Berlin. Viele seiner Werke wurden durch die Natur inspiriert. Auch das Potsdamer Stück „In the Forest“.

Der Bambuswald, durch den Hosokawa als Junge immer zur Schule ging, während er klassische Musik auf dem Kassettenrekorder hörte, existiert heute nicht mehr. Doch er schuf aus seinen Erinnerungen eine Musik der Naturklänge und der Vergänglichkeit: „Wir Japaner empfinden die Flüchtigkeit des Vergehenden als schön. Denn auch unser Leben währt nicht ewig. Es blüht kurz, um dann zu vergehen, und aus diesem Bewusstsein heraus empfinden wir es als kostbar.“

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