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Weltweit erfolgreich und beim Essen nicht wählerisch

© imago/Panthermedia/Mr.Smith Chetanachan

Global Player hinterm Herd: Die doch nicht so Deutsche Schabe

Bei „Erfolgsmodellen aus Deutschland“ denkt mancher an Autos, andere an Heidi Klum. Weit gefehlt. Doch auch Fürsprecher der Küchenschabe könnten nicht ganz richtig liegen.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Wie sie zu ihrem wissenschaftlichen Namen kam, ist dokumentiert. Erste historische Aufzeichnungen von Blattella germanica wurden vor etwa 250 Jahren in Mitteleuropa gemacht und Deutschland als vermuteter Herkunftsort in ihrem Namen verewigt. Doch nach neuen Erkenntnissen könnte das nur eine der ersten Zwischenstationen bei der Besiedlung der ganzen Welt gewesen sein.

Von Mitteleuropa aus ging die Deutsche Schabe, auch bekannt als Küchenschabe oder Kakerlake, zwar noch ganz analog, dennoch geradezu viral und ist heute in Wohnungen weltweit anzutreffen – zumindest für kurze Momente nach dem Lichteinschalten, bevor sie sich behände, häufig hinter Herd oder Spülmaschine, verbirgt.

In direkten Auseinandersetzungen dem Menschen zwar weit unterlegen sank das Insekt in der Beliebtheitsrangliste dennoch schnell auf ganz weit hintere Plätze, zweifelsohne auch wegen seiner an menschliche Vorräte und Kleckereien angepassten Ernährungsweise. Die Entwicklung des Tieres geht so weit, dass es dem wilden Teil des Namens dieser Kolumne schon fast nicht mehr gerecht wird. Blattella germanica lebt fast ausschließlich in menschlichen Behausungen.

Schlichte Eleganz oder schlicht ekelig?

© imago/Panthermedia/Manfred Ruckszio

Auch das hat es schwer gemacht, zu bestimmen, woher die Tiere stammen, berichten Forschende in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „PNAS“. Genomanalysen von 281 Exemplaren, die in 17 Ländern der Welt gesammelt wurden, lieferten aber Hinweise. Die Art stammt wahrscheinlich von der asiatischen Schabe Blattella asahinai ab und entstand vor etwa 2100 Jahren im Gebiet der heutigen Länder Indien und Myanmar.

Von dort habe sie sich vor etwa 1200 Jahren nach Westen ausgebreitet und Deutschland tatsächlich erst vor etwa 250 Jahren erreicht. Schon früh im 20. Jahrhunderts war sie bereits weltweit anzutreffen.

Auch wenn sie heute – und als potenzieller Überträger von Keimen und Pilzen mindestens teilweise berechtigt – vor allem Ekel hervorruft: Es sind menschliche Errungenschaften wie Fernreisen und -handel, Heizungen und Sanitäranlagen, die ihr den Weg um die Welt ebneten.

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