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SERIE BERLINER Chronik: 1. Februar 1990

Ministerpräsident Modrow plant ein militärisch neutrales Deutschland

JAHRE

EINHEIT

DDR-Ministerpräsident Hans Modrow überrascht in Ost-Berlin mit seiner „Konzeption für den Weg zu einem einheitlichen Deutschland“. Den Plan hat er drei Tage zuvor in Moskau mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow besprochen, wie er vor der Presse betont. Mit dem Motto „Für Deutschland einig Vaterland“ greift er die Losung der Leipziger Montagsdemonstrationen auf. Die von Modrow geforderte „militärische Neutralität“ eines vereinten Deutschlands stößt in Bonn auf Ablehnung. Bundeskanzler Helmut Kohl bemerkt, dies widerspräche der Logik des europäischen Einigungsprozesses. Die Bundesregierung werde über die Schritte zur Einheit erst nach der Volkskammerwahl mit einer frei gewählten DDR-Regierung reden.

Am Nachmittag führt Kohl als CDU- Bundesvorsitzender im Gästehaus der Bundesregierung in Berlin-Dahlem vertrauliche Gespräche mit den Vorsitzenden der Ost-CDU, der DSU und des Demokratischen Aufbruchs, Lothar de Maizière, Hans-Wilhelm Ebeling und Wolfgang Schnur. Mit ihnen schmiedet Kohl das Wahlbündnis zur Volkskammerwahl; wenige Tage später ist es unter dem Namen „Allianz für Deutschland“ perfekt.

Der bayerische Ministerpräsident Max Streibl spricht sich indirekt gegen Berlin als Hauptstadt aus. München, Nürnberg oder Augsburg könne er sich viel besser vorstellen als Berlin, „die Hauptstadt des ehemaligen Preußen“. – Die Entscheidung für Berlin fällt erst 1991 nach langen Kontroversen im Bundestag.

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