zum Hauptinhalt
Nachwuchs ausbilden. Die IHK investiert Millionen dafür.

© Getty Images/Hinterhaus Productions

Die Ausbildungsumlage ist kontraproduktiv: Unternehmen, die keine Azubis finden, werden bestraft

Betriebe investieren viel Zeit und Geld, um Jugendlichen mit erschreckenden Bildungslücken zum Berufsabschluss zu verhelfen. Eine Ausbildungsumlage ist das falsche Mittel.

Ein Gastbeitrag von Sebastian Stietzel

Achtung Trigger-Alarm, die folgende Information könnte den festgefügten Weltbildern einiger politischer Akteure Schaden zufügen: Die Berliner Wirtschaft will ausbilden! Wir als IHK investieren Millionen, um über Praktikumswochen, den Einsatz von Azubi-Botschaftern und direkter Ansprache von potenziellen Ausbildungsbetrieben mehr Jugendliche in Ausbildung zu bringen.

Deshalb sagen wir JA zu einem echten Bündnis für Ausbildung – und sehr deutlich NEIN zur Ausbildungsumlage. Die Umlage ist eine Sackgasse, sie täuscht über die Komplexität der Herausforderung hinweg. Die Realität sieht vielerorts doch so aus: Unternehmen melden Ausbildungsplätze nicht mehr an die Arbeitsagentur, weil sie ohnehin keine Bewerbungen erhalten. Sie investieren viel Zeit und Geld, um Jugendliche mit erschreckenden Lücken beim Rechnen, Schreiben, Lesen trotzdem zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Und zu den Jobmessen für Schulabgänger kommt nicht einmal ein Drittel der laut Arbeitsagentur als Ausbildungsplatz suchend gemeldeten Jugendlichen. Immerhin findet sich eine unserer langjährigen Forderungen dazu im aktuellen Koalitionsvertrag: Berater der Jugendberufsagentur sollen diese Jugendlichen künftig persönlich aufsuchen. Bislang wurden im Wesentlichen Briefe geschrieben. Das war so ineffizient, wie es klingt.

Was soll da eine Ausbildungsumlage bringen? Wie will der Senat dafür sorgen, dass Unternehmen, die ausbilden wollen, aber keine Azubis finden, nicht doppelt bestraft werden? Und sollte es die politisch Verantwortlichen nicht irritieren, dass ausgerechnet viele besonders engagierte Ausbildungsbetriebe die Umlage ganz vehement ablehnen?

Noch einmal: Im Ziel sind wir uns einig. Aber dieses Ziel lässt sich nur miteinander erreichen. Dazu müssen vor allem die Stärkung von Bildungsqualität und Ausbildungsreife sowie die Berufsorientierung und das Matching ins Zentrum der politischen Debatte rücken. Die Wirtschaft krempelt gerne selbst weiterhin die Ärmel hoch, um gemeinsam mit der Politik zielführende Lösungen zu finden. Für den Wirtschaftsstandort und für die Jugendlichen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false