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Tobias Unterberg und Katja Schulze-Unterberg betreiben den Kunsthof in der Köpenicker Altstadt

© Julia Schmitz

Musik im Kunsthof: Kultur in Berlin-Köpenick umsonst und draußen

Seit sechs Jahren veranstaltet der Kunsthof in der Altstadt Köpenick jeden Sonntag das „Après Church“-Konzert. Den Betreibern geht es dabei vor allem um gesellschaftliche Teilhabe.

Manchmal, da stünden bei den Veranstaltungen bis zu 100 Leute im Hof und auf der Promenade am Luisenhain in Köpenick, erzählt Tobias Unterberg. Gemeinsam mit seiner Frau Katja Schulze-Unterberg und den zahlreichen Vereinsmitgliedern betreibt er seit 2017 den Kunsthof Köpenick in der Köpenicker Altstadt. Von April bis Oktober findet hier jeden Sonntag das „Après Church“ statt, ein Konzert mit Bands aus Berlin und ganz Deutschland. Längst ist das zu einem Selbstläufer geworden.

Dabei stand bei der Gründung gar nicht die Musik im Mittelpunkt. „Wir wollten an diesem schönen Ort einen Raum bieten, an dem sich Menschen treffen, kennenlernen und austauschen können. Er richtet sich vor allem an alle, die hier in der Umgebung wohnen“, sagt Katja Schulze-Unterberg. Damals hätten sie überlegt, wie man das am besten erreichen könne und vor allem in welchen Bereichen sie sich auskennen. Da sei man schnell bei Kultur gelandet.

„Vor allem bei Kultur ohne Bezahlschranke“, betont Tobias Unterberg. Für keine der Veranstaltungen im Kunsthof, auch nicht für das jährliche Friedenskonzert und das Adventskonzert in der Friedenskirche Grünau, nehme man Eintritt. Es gebe so viele Menschen in Berlin, die seit etlichen Jahren kein Konzert mehr besucht hätten, weil sie es sich nicht leisten könnten. Im Kunsthof können auch sie Musik genießen. Mittlerweile gebe es zahlreiche Stammgäste, die jeden Sonntag kämen – völlig egal, was auf dem Programm stünde.

Wir arbeiten hier nicht mit erhobenem politischen Zeigefinger, aber wünschen uns, dass die Menschen miteinander reden.

Tobias Unterberg

Damit die auftretenden Künstlerinnen und Künstler dennoch entlohnt werden können, arbeiten die Vereinsmitglieder allesamt ehrenamtlich. Nach der Veranstaltung geht ein Hut durch die Reihen, in den jeder Gast so viel Geld wirft, wie er geben kann und möchte. Das werde von allen Seiten gut angenommen, erzählen die beiden. Unterberg, der selbst seit vielen Jahren Musiker ist, setzt alles daran, dass sich die Bands vor Ort wohlfühlen. „Viele haben tatsächlich noch nie tagsüber gespielt und sind es gar nicht gewohnt, dass sie das Publikum sehen können und dass es so hell ist.“

Querschnitt durch die Gesellschaft

Aktuell hat der Verein leider nur Kapazitäten, um die Sonntagskonzerte zu stemmen sowie einen Stammtisch für die Mitglieder. An weiteren Ideen mangelt es aber nicht, Lesungen zum Beispiel oder ein regelmäßiges Treffen für Anwohnende. „Wir sind alle Nachbarn und müssen miteinander auskommen. Wir arbeiten hier nicht mit erhobenem politischen Zeigefinger, aber wünschen uns, dass die Menschen miteinander reden“, sagt Unterberg.

Diskussionen seien wichtig, unterschiedliche Meinungen ebenso – die müsse man lernen zu akzeptieren und auszuhalten. „Aber sprecht miteinander, macht das hier!“ Der Kunsthof sei ein Ort, an dem sich ein Querschnitt durch die Gesellschaft zeige und man durchaus mal seine Komfortzone verlasse.

Und warum eigentlich „Après Church“, welche Rolle spielt die Kirche? Es sei als lustiges Wortspiel gedacht gewesen, sagen die beiden. Die Messe in der Stadtkirche, die sich direkt neben dem Kunsthof befindet, sei immer gegen halb zwölf zu Ende. Dann läuten die Glocken – was der Startschuss für die Musikerinnen und Musiker im Kunsthof sei. Manchmal sei die Kirche etwas spät dran; wegen Lärmschutzauflagen müsse man aber pünktlich beginnen und enden. Dann stimmen die Unterbergs einfach das bekannte Kinderlied „Bruder Jakob“ an – und spätestens beim „Ding dang dong“ singen alle mit.

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  • Nach der Kirche gibt’s Musik: Der Kunsthof Köpenick läuft sonntags zur Höchstform auf
  • Fördergelder auf der Kippe: Queeres Jugendzentrum in der Karl-Kunger-Straße bangt um Zukunft
  • Barrierefrei über die Spree: Warum Friedrichshagen noch länger auf eine Fähre warten muss
  • Spreeufer für alle: Berliner Senat kommt mit Konzept für freien Wasserzugang nicht voran
  • Kinder-Reporter befragen den Regierenden Bürgermeister: Kai Wegner zu Besuch im FEZ in der Wuhlheide
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  • Stockbrot backen am Lagerfeuer: Sommerferien im Zirkus Cabuwazi

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