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Moritz Russ studiert an der Hochschule Ernst Busch

© Julia Schmitz

Synchronsprecher, Dramaturg und Schauspieler: Der Tausendsassa aus Adlershof

Mit neun Jahren schrieb er sein erstes Theaterstück, jetzt studiert Moritz Russ Schauspiel an der Hochschule Ernst Busch. Sein großes Vorbild hat er dabei stets im Hinterkopf.

Er inszeniert Live-Hörspiele und Theaterstücke, dreht Kurzfilme: Ein Leben ohne Kultur ist für Moritz Russ unvorstellbar. Im Alter von neun Jahren schrieb er sein erstes Theaterstück, das er mit Freunden vor Familienmitgliedern aufführte; damals begann er auch mit seiner Arbeit als Synchronsprecher.

Es folgten unzählige Kunst- und Theaterprojekte an verschiedenen Orten in Adlershof, die er mit einem Kollektiv aus Kulturschaffenden plante. Mit seinen 22 Jahren hat Moritz Russ bereits eine beachtliche Karriere hinter sich. Und steht jetzt vor dem Beginn einer neuen: Im Oktober hat sein zweites Semester an der Schauspielschule Ernst Busch in Mitte begonnen.

Für Russ, der nun sechs Tage die Woche zwischen Adlershof und der Innenstadt pendelt, geht damit ein Lebenstraum in Erfüllung. „Nach dem Abitur an der Anna-Seghers-Oberschule war für mich klar, dass ich unbedingt an der Ernst Busch studieren möchte. Ich will Schauspieler sein, für andere Berufe betrachte ich mich als ungeeignet“, erzählt er.

Also setzte er alles auf eine Karte, bewarb sich nur dort – und wurde genommen. „Für das erste Vorsprechen hatte ich eine Rolle aus einem Stück von Gerhart Hauptmann eingeübt, doch die anwesenden Dozenten haben mich nach dreißig Sekunden unterbrochen. Sie sagten: Man sieht, dass du Theater lebst.“

Sein großes Vorbild ist Lars Eidinger

Auch die zweite und dritte Runde bewältigte er mühelos. Eigentlich hätte er dort den „Hamlet“ vorspielen sollen, doch waren die Lehrkräfte da schon längst überzeugt. Für Russ wären das auch große Fußstapfen gewesen: „Ich bin sehr großer Fan von Lars Eidinger, der den Hamlet seit über zehn Jahren an der Schaubühne spielt.“ Der Figur eine eigene Identität zu geben, sei bei diesem Vorbild gar nicht so einfach gewesen, sagt er.

Schon als Teenager hatte ihn Eidinger inspiriert – ähnlich wie der 47-Jährige sei auch er bei seinen Theaterstücken gerne mal nackt über die Bühne gesprungen. Einige Menschen in Adlershof hätten das etwas verstörend gefunden, erzählt er. „Aber ich will nicht, dass die Menschen das Theater verlassen und dann sagen: netter Abend. Wo habe ich das Auto geparkt? Ich möchte, dass etwas hängen bleibt.“

Seinem Kiez im „alten Teil“ von Adlershof rund um die Dörpfeldstraße ist er noch immer sehr verbunden. Er schätzt die „dörfliche Atmosphäre“ und dass man auf der Straße immer jemanden trifft, den man kennt. Der Stadtteil habe sich in den vergangenen Jahren angenehm weiterentwickelt, meint er, doch beim Kulturangebot sei noch Luft nach oben – vor allem für jüngere Menschen. Es brauche ausreichend Freiräume, um sich kreativ ausprobieren zu können, so Russ. Ein Wunsch, dem viele Jugendliche aus anderen Kiezen wohl zustimmen würden.

Dies ist ein Text aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Treptow-Köpenick, der jeden Montag erscheint. Weitere Themen in dieser Woche sind unter anderem:

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