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Gedenkstein Rudolf Wissell.

© André Görke

Unkraut in der Berliner Großsiedlung: Einsam und nicht beachtet - der Gedenkstein für Rudolf Wissell

Unkraut, schiefe Platten, keine Infos: Neben der viel befahrenen Heerstraße in Staaken steht ein Gedenkstein, der schon mal gepflegter aussah. 2024 wäre ein guter Anlass für eine Auffrischung.

Schöne Grüße aus Wildnis im Berliner Westen: Die Gehwegplatten sind holprig, Gräser und Unkraut wachsen um den Stein, der da wie abgeworfen und vergessen an der Kreuzung Magistratsweg Ecke Heerstraße steht. Erinnert wird hier in Berlin-Staaken an den Namensgeber der Siedlung: Rudolf Wissell. Der SPD-Politiker war in der Weimarer Republik Wirtschafts- und Arbeitsminister, ehe ihn die Nazis mundtot machten und ins Gefängnis steckten. Er lebte in Tempelhof, sein Ehrengrab ist in Mariendorf. Eine Grundschule in Gesundbrunnen trägt heute seinen Namen, die Autobahnbrücke bei Siemensstadt ebenfalls und auch die Staakener Großsiedlung westlich des Magistratswegs.

Fix für den Spandau-Newsletter ins Tagesspiegel-Archiv geschaut: Den Namen erhielt die Staakener Siedlung am 27. Oktober 1969 – nächstes Jahr, im Herbst 2024, ist also 55. Jahrestag. Vielleicht sind dann ja auch ein paar Blümchen drin und eine Idee, was man mit diesem unscheinbaren Ort machen könnte.

Hier noch Lesetipp: Wie alles damals begann in Heerstraße Nord. „Hier lebten sehr viele Familien, die im öffentlichen Dienst oder bei der Rentenversicherung gearbeitet haben und der Enge der Stadt entflohen sind: Hier hatten sie moderne Wohnungen im Grünen statt Etagen-WC und Kohleöfen im Altbau“, erzählte mal die Spandauer Kulturmanagerin Julia Colm (Open Air Kino, Kino im Kulturhaus) im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau.

„Ich erinnere mich an einen Spielzeugladen! Ein Schlumpf kostete 2 DM. Brutal teuer. Immer lange drauf gespart. Dann war da das Eiscafé Venezia, ein knallorangefarbener Ort für erste zarte Dates. Dort gab’s das erste reale Spaghetti-Eis meines Lebens. Vorher hatte ich immer gemutmaßt, dass mich die Freunde, die die Mär von diesem Eis vom Adria-Urlaub mitgebracht hatten, veräppeln wollten.“

Das Viertel Heerstraße Nord, fotografiert vom Hahneberg.

© Imago/Abboud

Und Läden für Erwachsene? „Ich erinnere mich an Eduscho, mit Kaffeeausschank und den properen Damen am Tresen. Dachte lange, das seien auch Stewardessen, weil die so schicke seidige Halstücher hatten. Wir hatten ein Schallplattengeschäft hier in Staaken, das mein Taschengeldgrab war – die Single kostete 6 DM! Die Drogerie wiederum hatte einen lustigen Namen – ‚Wasservogel‘ – und ist irgendwann spurlos verschwunden.“

Das große Interview mit Kulturmanagerin Julia Colm über die Anfänge in der Großsiedlung Heerstraße Nord, über Zooläden, Kinderspielzeuge, das Staaken-Center, Kneipen und den Wandel zum Krisenkiez – hier im Tagesspiegel.

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  • Bananen und Bürgermeister: Was eine Grundschule aus Staaken im Rathaus erlebt hat
  • Spandau und der Terror gegen Juden: Gedenken am Havelufer - und falsches Erinnern in der Jüdenstraße
  • Was wird aus dem Radweg auf der Heerstraße unter einer CDU-Verkehrssenatorin?
  • Spreeradweg: Baumfällungen und News zur Mega-Rampe in Haselhorst
  • Charlottenburger Chaussee: Jetzt fallen doch Bäume für den neuen Radweg
  • 20 neue BVG-Haltestellen in Spandau geplant
  • Vergessener Gedenkstein: 55 Jahre Rudolf Wissell-Siedlung und ganz viel Unkraut
  • Viel Kultur: Kunst am Bau in neuer Grundschule, Eisenbahn-Komödie am Dorfplatz Kladow, Blindenservice in der Zitadelle
  • Viele Termine: Fort Hahneberg, Vögel an der Heerstraße, Müll in der Jungfernheide, Herbstmusik in der Dorfkirche, Comedy in Staaken
  • Viel Sport: marodes Schwimmbad in Siemensstadt, Jubel bei Arkona und beim SC Staaken
  • “50 Jahre Heinrich-Böll-Schule“: Erinnerungen zum Jubiläum an den alten Namen Carl-Diem-Oberschule

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