zum Hauptinhalt

PRO & Contra: Billige WM-Karten für Berliner

PROZwei Wochen vor dem Startschuss zur Leichtathletik-WM in Berlin sind 280 000 Tickets verkauft. Im Vergleich zu anderen Sportereignissen nicht schlecht.

PRO

Zwei Wochen vor dem Startschuss zur Leichtathletik-WM in Berlin sind 280 000 Tickets verkauft. Im Vergleich zu anderen Sportereignissen nicht schlecht. Trotzdem: WM-Stimmung ist anders. Um die anzuheizen, sollte ein bestimmtes Kontingent vergünstigter Karten für Berliner reserviert sein. Wegen der vielen Zuschauer und wegen der begeisternden Atmosphäre sind die letzte deutsche Leichtathletik-WM in Stuttgart und die Fußball-WM in Berlin 2006 zu Legenden unter den Fans in der ganzen Welt geworden.

Das ist eine schwere Hypothek für das diesjährige sportliche Großereignis. Noch einige andere Belastungen kommen hinzu: Die schlechten Ergebnisse deutscher Leichtathleten bei der Olympiade 2008 in Peking, immer wieder Doping-Vorfälle und die zu hohen Kartenpreise in Zeiten der Wirtschaftskrise. Natürlich sollen die Tickets wegen der ungünstigen Rahmenbedingungen nicht verramscht werden. Aber leere Ränge per Kamera in alle Welt zu übertragen, wäre ein ebenso falsches Signal. Die WM ist eine Veranstaltung für Sportler - und mindestens genauso fürs Publikum. Die Organisatoren haben sich zum Ziel gesetzt, „bestmöglich im Bewusstsein der Menschen zu sein“. Im Bewusstsein der Berliner werden sie einen Ehrenplatz haben, wenn die Landeskinder des Austragungsorts einen Nachlass auf die Ticketpreise bekommen. Patricia Hecht

CONTRA

Das fehlt noch: Billig-Eintrittskarten, damit das Olympiastadion bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft nicht zu leer aussieht. Damit würden die Steuerzahler in Berlin doppelt zur Kasse gebeten: Sie subventionieren eine Veranstaltung, die sich offenbar finanziell nicht trägt. Und sie dürfen dann auch noch dafür zahlen, dass dies den Leuten am Fernseher nicht auffällt.

Nichts gegen Leichtathletik, im Gegenteil; nichts gegen Profisport und hohe Preisgelder für Sprinter; und tatsächlich wird die Ästhetik des Kugelstoßens unterschätzt. Doch wenn Wettbewerbe in ihrer Organisation und vom Ablauf her so wenig für ein 70 000-Menschen-Publikum hermachen, dass ein Stadion nicht voll wird – dann sollte man das eben lassen, jedenfalls in den großen Arenen. Oder man sollte sie – wie beim Fußball – größtenteils vom Fernsehen finanzieren lassen.

Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft läuft es darauf hinaus, dass einer womöglich etwas zähen Veranstaltung, die nur im Sportfernsehen temporeich erscheint, künstlich aufgeholfen wird. Man kennt das in gewisser Hinsicht von den Olympischen Spielen. Doch da trägt das IOC das Risiko und geht entsprechend mit den Vermarktungsrechten um. Es wird Zeit für die Organisatoren der Leichtathletik-WM, über diese Veranstaltung und ihre Wirkung mal nachzudenken. Werner van Bebber

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false