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Berlin: Bombodrom-Kaserne für 250 000 Euro verkauft

Anonymer Investor hat jetzt das Kommando über die Garnison des Areals in der Kyritz-Ruppiner Heide

Von Fatina Keilani

Wittstock/Berlin - Das Gelände ist riesig, es liegt an einem herrlichen See, imLandschaftsschutzgebiet. Und es ist ein weißer Fleck auf der Landkarte: militärisches Gebiet. Die Rede ist von der Kaserne „Kuhlmühle“ am Großen Baalsee. Am Freitag hatten die letzten Beschäftigten das Gelände verlassen; schon am Sonnabend wurde es versteigert.

Im Meistersaal im Borsigturm in Tegel sitzen etwa hundert Interessierte; es herrscht Kommen und Gehen. Weitere Bieter sind per Telefon zugeschaltet. Was die Republik nicht mehr braucht, kommt hier unter den Hammer. Am Donnerstag waren es 69 stillgelegte Bahnhöfe. Jetzt ist es ein Areal, für das laut Bundesverteidigungsministerium „kein anderweitiger militärischer Bedarf“ mehr bestand, nachdem Bürgerinitiativen das Projekt „Bombodrom“ zu Fall gebracht hatten.

Für die rund 59 000 Quadratmeter Kasernengelände nordöstlich von Wittstock/Dosse waren 89 000 Euro das Mindestgebot. Mit vier Bietern startete das Gefecht. Innerhalb weniger Minuten war man bei 250 000 Euro – den Zuschlag bekam ein Bieter am Telefon, der anonym bleiben wollte. Der letzte Bieter im Saal war bei 230 000 Euro ausgestiegen.

Was macht man mit so einem Gelände? Wer es kauft, für den fangen die Kosten erst an. Er bekommt Stabs- und Unterkunftsgebäude, ein Wohnheim, einen Sanitätstrakt, Technik-, Lager- und Veranstaltungsräume, das meiste in ordentlichem Zustand, da es ja bis zum Schluss noch genutzt wurde. „Das Wichtigste ist ein Wachschutz“, sagt ein Anwohner. „Sonst wird ruck, zuck! alles geräubert.“ Der unterlegene Bieter hatte einen Plan. „Wir haben uns eine Mischnutzung vorgestellt, Kinderferiendorf, Altenwohnungen und normale Wohngebiete.“ Er ist Bauunternehmer und mit einer Wittstockerin verheiratet; für die Auktion flog er aus Spanien ein.

Auktionator Mark Karhausen sieht in dem Gelände „ein vielschichtiges Objekt“. Ein Investor könne einiges machen, weil die Gemeinde Vorschlägen aufgeschlossen gegenüberstehe. Vom Solarpark über einen Klinikkomplex bis zum Gründerzentrum sei vieles denkbar. Der See ist in Privatbesitz, und es gibt einen Rückabwicklungsvorgang mit der Eigentümerin umliegender Grundstücke.

„Die sind aber nett, mit denen kann man sich einigen“, sagt der Anwohner. Der Mann hatte die Gegend bei einer Reise mit seinem Wohnmobil entdeckt und sich dort „ganz billig“ Häuser und Wald gekauft. Auch heute ist er hier, um weiteren Wald zu kaufen.

Nach seiner Schilderung gab es reges Interesse an dem Gelände. „In letzter Zeit waren sehr viele Leute da, um es zu besichtigen“,sagt er. Davon seien überraschend wenige im Saal zu sehen. Benachbart hat sich auch der Verein Coolmuehle ein Gelände gekauft – 42 Berliner, die dort eine Vielzahl alternativer und ökologischerProjekte auf die Beine stellen wollen. So viel sagt Auktionator Karhausen noch: Es sei sicher ratsam, sich mit ihnen zusammenzutun. Fatina Keilani

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