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Berlin: BSR: Stadtreinigung fordert jetzt Geld für das Tragen von Hausschlüsseln

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist erfinderisch. Seit Sonntag erhebt sie von Hausbesitzern und damit Mietern eine Gebühr für die "Schlüsselverwaltung".

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist erfinderisch. Seit Sonntag erhebt sie von Hausbesitzern und damit Mietern eine Gebühr für die "Schlüsselverwaltung". Sie kann jährlich bis zu 120 Mark betragen. Für jedes Haus, in dem die Mülltonnen nicht frei zugänglich sind, haben die Müllmänner seit jeher einen Schlüssel für den Eingang dabei. Künftig soll das aber nicht mehr umsonst sein.

BSR-Sprecher Bernd Müller nennt die neue Gebühr schlicht "Verursachergerechtigkeit". Wo freier Zugang zu den Mülltonnen besteht, wird sie nicht erhoben. Um das Abkassieren zu umgehen, können Hauseigentümer bei der BSR einen kleinen Tresor kaufen, der in Hausnähe angebracht und mit dem Eingangsschlüssel versehen wird. Der Tresor soll rund 350 Mark kosten und ist per Generalschlüssel zu öffnen. Müller ist sich sicher, dass sich die Kosten in drei Jahren "amortisieren". Das Tresor-Prinzip habe zugleich den Vorteil, dass die Müllmänner nicht vor verschlossenen Türen stünden, wenn der Kollege mit dem Schlüsselbund einmal ausfällt oder die Route außerplanmäßig verändert wird.

Die Idee des Tresor-Systems hat die BSR laut Müller aus Hamburg. Genaueres könne er dazu allerdings nicht sagen. Die hanseatische Stadtreinigung nutzt tatsächlich seit vielen Jahren Tresore, bestätigt ihr Sprecher André Möller. Ursache war der Unmut der Kunden, wenn der Müll wegen verschlossener Türen nicht abgeholt werden konnte. Eine mit Berlin vergleichbare Schlüsselgebühr erhebe das Unternehmen aber nicht. Auch die Hamburger Baugenossenschaft Freie Gewerkschaften führt die Vermüllung der Hausanlagen als Grund für die Anschaffung von Tresoren an. Dennoch seien das "sporadische Einzelmaßnahmen" geblieben, wie der Technische Direktor, Heinz Sumsleth, erklärt.

Wie viele Hauseigentümer an der Spree die Schlüsselverwaltung künftig bezahlen müssen und welche Einnahmen für die BSR damit herausspringen, ist Müller nicht bekannt. Die Gebühr an sich sei akzeptabel, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. Gestaffelte Gebühren seien nicht neu, bisher habe schon die Entfernung zwischen Müllauto und Tonne eine Rolle gespielt. Kritisch sieht Wild dagegen, dass die BSR ihre Kostenkalkulation nicht offen lege. Für Mieter und Vermieter sei diese nicht erkennbar.

Da die Schlüsselverwaltung auf die Mieter umgelegt wird, müssen sie künftig mit Mehrkosten rechnen. Allerdings sind die Beträge noch verträglich. Bei einem Grundstück mit 1000 Quadratmetern Wohnfläche müsste pro Monat und Quadratmeter ein Pfennig mehr bezahlt werden. Für eine 60-Quadratmeter-Wohnung würden also 60 Pfennig monatlich mehr fällig. Damit könnte jedoch die BSR-Tarifsenkung vom April um rund 5,6 Prozent unter Umständen wieder aufgefressen werden, betont Wild.

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