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Berlin: Computerbetrug: Beamter zweigte sich per Mausklick 250 000 Mark ab

Innerhalb von knapp drei Monaten hat ein Mitarbeiter des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf durch Manipulationen am Computer 250 000 Mark beiseite geschafft. Er erfand Geschäftsvorgänge und überwies dann Beträge von jeweils weniger als 30 000 Mark auf Konten, auf die er Zugriff hatte.

Innerhalb von knapp drei Monaten hat ein Mitarbeiter des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf durch Manipulationen am Computer 250 000 Mark beiseite geschafft. Er erfand Geschäftsvorgänge und überwies dann Beträge von jeweils weniger als 30 000 Mark auf Konten, auf die er Zugriff hatte. Die Beträge wählte er so, dass sie unterhalb der Grenze lagen, bei der Banken nach dem Geldwäschegesetz verpflichtet sind, Meldung bei der Polizei zu machen.

Dennoch wurde dem 35-Jährigen das Misstrauen einer Bank zum Verhängnis. Dort fiel auf, dass die Kontoinhaberin, angeblich eine Studentin, sich nie um das Konto kümmerte. Zudem schienen die im Dezember und Januar eingezahlten Beträge für eine Studentin ungewöhnlich hoch. Die Polizei beschlagnahmte 60 000 Mark und ein mit dem restlichen Geld bezahltes Grundstück im Wert von rund 200 000 Mark. Die Beschaffung dieses Grundstücks gilt als Motiv für die Betrügereien. Nachdem der Beamte das Grundstück gekauft hatte, bekam er wohl Angst vor den Schulden. Der Mann ist geständig, aber nicht in Haft. Er erläuterte seine Tricks bereits und will bei einem Expertentreffen weitere Details nennen. Nach Auskunft des Finanzstadtrats von Steglitz-Zehlendorf, Klaus-Peter Laschinsky (SPD), wurde der Beamte suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Das vom Täter manipulierte Programm "Pro-Fiskal" wird in allen Bezirken und von Senatsbehörden zur Etatverwaltung benutzt. Im Einsatz ist es auch in fünf weiteren Bundesländern und bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA). Seit der Markteinführung 1992 "sind keine derartigen Fälle bekannt geworden", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Zumsande von der Herstellerfirma Dogro-Partner. Die Senatsfinanzverwaltung und Brandenburgs Finanzministerium bestätigten dies.

Der Beamte kümmerte sich im Haushaltsamt als "Anwendungs-Systembetreuer" um die Technik. Trotzdem hätte er keinen unbeschränkten Zugang haben dürfen, denn die Federführung obliegt der Senatsverwaltung. Der Mann manipulierte vor allem das Computer-Betriebssystem UNIX, das die Basis für "Pro-Fiskal" bildet. "Er hat versucht, Spuren zu verwischen und Buchungen später zu löschen. Das ist ihm nur zum Teil gelungen", hieß es aus der Finanzverwaltung.

Ein anderer Systembetreuer, Robert Köppen aus dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, sieht für technische Mitarbeiter in seiner Position "locker Möglichkeiten, etwas zu überweisen". Aber: "Das ist leicht nachzuvollziehen." Ein Sprecher des Hamburger "Chaos Computer Clubs" sagte: "Unter UNIX haben Passwörter immer Probleme bereitet."

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