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SONNTAGS um zehn: Das ganze Jahr ist Weihnachten

Ein Generalsuperintendent hält in Charlottenburg seine Abschiedspredigt.

„Ich bleibe ja in Berlin“, tröstete gestern Martin-Michael Passauer nicht nur eine Kirchgängerin nach dem Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dort predigt der Berliner Generalsuperintendent an jedem zweiten Sonntag im Monat – gestern vor sehr gut gefüllten Reihen und, wie es beim Abschied an der Kirchentür den Anschein hatte, vor einer „Stammgemeinde“. Für fast jeden der „Schwestern und Brüder“ hatte der sichtlich beliebte Gottesmann ein persönliches Wort, bedankte sich hier für gute Wünsche, dort für einen Kuchen und erzählte einem deutsch-englischen Paar vom Sohn und der kubanischen Schwiegertochter in Southampton.

Kaum zu glauben, dass der oberste Hirte des Kirchensprengels Berlin in den Ruhestand geht – in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche soll er am 11. Mai um 14 Uhr feierlich verabschiedet werden. Am nächsten Sonntag feiert Martin-Michael Passauer aber erst einmal seinen 65. Geburtstag. Seine Predigt um 10 Uhr im Berliner Dom werden wahrscheinlich einige Kirchgänger vom Breitscheidplatz nicht versäumen.

Zum Glauben an die biblische Geschichte predigte dort gestern der Generalsuperintendent in der Kaiser-Wilhelm-GedächtnisKirche. Dort herrschte noch Weihnachtsstimmung: Unter der lichterfunkelnden Tanne neben dem Altar stand die Krippe. Und Passauer nahm in seiner Predigt Bezug darauf. Auf das Licht von Weihnachten als Höhepunkt des Kirchenjahres wollte der Pfarrer die Sinne der Gemeinde noch einmal lenken. „bevor wir uns auf den Weg in die Passionszeit machen“.

Dass dieses Licht der Weihnacht selbst dann leuchtet, wenn wir es nicht mehr im Blick haben, wollte er in seiner Predigt vermitteln. Auch den Weg, wie man zu dieser Erkenntnis kommt und sie bewahrt. Eigentlich ist es ganz einfach: Man muss daran glauben, was die alten Texte und ihre Geschichten erzählen. Damit nahm der Pfarrer Bezug auf den zweiten Petrusbrief. Alle großen Religionen seien Erzählgemeinschaften, sagte er gestern. Der Glaube sei auf Geschichten angewiesen. „Wir brauchen sie, um Unterschiede klarzumachen.“

Die biblischen Geschichten solle man deshalb nicht unterschätzen, sagte Martin-Michael Passauer und forderte die Gemeinde auf: „Traut ihnen etwas zu und nehmt euch Zeit, sie zu lesen.“

Wie die von der Verkündung des Gottessohnes auf dem Heiligen Berg. Der Briefschreiber des zweiten Petrusbriefes bezieht sich darin auf den Apostel Petrus als glaubwürdigen Zeugen für die Gegenwart Jesus. Solch ein Vorbild im Glauben hätten die meisten – man müsse sich nur die Frage danach stellen. Auch die, wie man mit seiner Erfahrung im Glauben umgeht. Jeder hat die Wahl, sich nicht von bösen Erfahrungen leiten zu lassen, sondern von der Vorfreude auf das, was kommen wird. In Gottes Haus können sich Christen stärken lassen – so wie gestern, als der Generalsuperintendent die Gemeinde ermutigte, in den Aufbruch zu gehen. Heidemarie Mazuhn

Heidemarie Mazuhn

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