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Berlin: Die Lust auf Randale

Polizist von Jugendlichen auf Schulfest verprügelt: Fassungslosigkeit über Vorfall. Vier Festnahmen

Vier der sieben festgenommenen Jugendlichen, die am Freitagabend bei einer Schulparty einen Polizisten angegriffen und schwer verletzt haben, sitzen in Untersuchungshaft. Drei weitere (14 bis 16 Jahre alt) wurden wieder freigelassen. Sie gehörten zu einer Gruppe türkischer und arabischer Jugendlicher, die sich gleich zu Beginn der Party am Eingang versammelt hatte. Die Gruppe wollte, wie gestern berichtet, auf das Fest des Georg-Büchner-Gymnasiums – obwohl sie Hausverbot hatte. Erst diskutierte sie mit den Ordnern aus der Oberstufe des Gymnasiums, dann gab es eine Rangelei, dann wurde einem der Ordner ins Gesicht geschlagen. Als sich ein Polizist – der privat und in Zivil an der Schule war – als Kriminalbeamter zu erkennen gab, um den Schläger festzunehmen, eskalierte die Gewalt.

In Sekundenschnelle, so erzählt Schulleiter Günter Koschmieder, stürzte sich die Gruppe auf den 42-jährigen Michael M. – gerade weil er sich als Polizist gezeigt habe, glaubt Koschmieder. Und: „Da war die Bereitschaft, ihn totzuschlagen.“ Nur knapp sei es den Ordnern gelungen, den blutüberströmt am Boden liegenden Kommissar ins Gebäude zu ziehen. Als ein Martinshorn zu hören war, rannten die Täter weg – der Polizei in die Arme.

Die Täter waren „alles Südländer“, sagt Koschmieder dem Tagesspiegel. Die Polizei bestätigt: Die Verhafteten heißen Eylem, Eren, Ahmet und Yahya. „Darüber muss die Gesellschaft diskutieren“, fordert der Schulleiter, nämlich offen zu sagen, „dass die Täter Türken und Araber waren“. Koschmieder schildert einen anderen Fall, wie er vor kurzem einen schulfremden Jugendlichen aus dem Gebäude weisen wollte: „Der hat mich mit zusammengekniffenen Zähnen angezischt, ,fass mich nicht an, ich bin Araber!‘“ „Was soll ich da denn machen?“, fragt der Pädagoge. Seit Jahren gebe es Ärger mit Schülern der benachbarten Theodor-Haubach-Realschule und der Carl-Zeiss-Gesamtschule. Deshalb galt für sie ein kategorisches Hausverbot für die Party, der Hinweis war gestern noch am Eingang zum Gymnasium zu lesen, „aufgrund laufender Verfahren“, wie es darauf heißt. Kürzlich hatten Schüler der anderen Schulen einen Büchner-Lehrer angegriffen, die Polizei ermittelt.

„Die Jugendlichen kommen, um Randale zu machen“, sagt Berndt Schmidt, der Vorsitzende der „Aktionsgemeinschaft Bahnhofstraße“ in Lichtenrade. Nur mit viel Polizeipräsenz sei es bei den letzten Straßenfesten gelungen, Schlägereien zu verhindern – oder auch nicht. Mehrfach habe es Randale gegeben. „Es ist traurig, wie tief die Hemmschwelle gesunken ist“, sagt der frühere Tempelhofer Bürgermeister Wolfgang Krueger (CDU), „aber wir sind nicht mehr die Insel der Seligen.“ Lichtenrade sei Teil der Großstadt Berlin. Büchner-Direktor Koschmieder betont, dass auch 100 Ordner den Gewaltausbruch nicht verhindert hätten. Wie berichtet, waren vorsorglich zwei Zivilpolizisten auf der Party im Dienst, zudem waren zwei Beamte privat dort. Zu Beginn stand ein Mannschaftswagen vor der Tür.

Das Kollegium will jetzt mit Polizei, Bezirk und Schulverwaltung beraten, wie die Schule sicherer gemacht werden könnte. „Schlecht ist, dass sie immer offen ist und keinen abgeschlossenen Schulhof hat“, sagt Renate Berg vom Förderverein des Büchner-Gymnasiums.

„Wir versuchen seit zehn Jahren, einen Zaun zu bekommen“, sagt der Schulleiter – vergeblich. Die Türen zu schließen, sei eine mögliche Variante, bestätigt Koschmieder, andererseits sei die Offenheit auch Teil des pädagogischen Konzepts. Auch die Mutter einer Oberstufenschülerin lobt diese „Offenheit“. Am 24. Februar ist die Schule dann ganz und gar offen: beim Tag der offenen Tür. Der Polizeiabschnitt 47, der gegenüber liegt, wird dann einen besonders wachsamen Blick auf das Gymnasium haben. Ha

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