zum Hauptinhalt

Pankows Schulstadträtin: „Ein neues Wohnhaus dauert ein Jahr, eine neue Schule acht Jahre“

Frau Zürn-Kasztantowicz, Sie haben zu viele Kinder in Ihrem Bezirk Pankow für zu wenige Schulen, und sprechen von einem Notstand. Haben Sie das nicht kommen sehen?

Frau Zürn-Kasztantowicz, Sie haben zu viele Kinder in Ihrem Bezirk Pankow für zu wenige Schulen, und sprechen von einem Notstand. Haben Sie das nicht kommen sehen?

Kinder, die in den nächsten Jahren eingeschult werden, sind ja nicht nur die, die im Bezirk aufwachsen. Es kommen noch sehr viele Kinder von Zugezogenen dazu, deren Zahl ist nicht planbar.

Gibt es keine Abstimmung zwischen Wohnungsbau und Schule?

Die meisten Wohnungen, die zuletzt in Pankow neu entstanden sind, sind sogenannte Nachverdichtungen. Solche Bauten gehen sehr schnell, manchmal dauert es nur ein Jahr, bis in einer Lücke ein neues Haus entstanden ist.

Und wie lange dauert es, bis eine neue Schule steht?

Zwischen Investitionsplanung und Fertigstellung vergehen in der Regel acht Jahre. Das ist in Berlin nun mal so. Wir haben 2012 den Bedarf für 2017 angemeldet. Aber die Zahlen sind durch den Bauboom des vergangenen Jahres schon überholt.

Dann taugt die langfristige Investitionsbedarfsplanung für dynamische Bezirke als nicht?

Nein, für Bevölkerungssprünge, wie wir sie gerade in Pankow erleben, taugt die Investitionsplanung nicht. Da sind wir mit langfristigen Planungen völlig aufgeschmissen.

Welche Regionen sind betroffen?

Betroffen sind Alt-Pankow und der Nordwesten von Prenzlauer Berg, rund um die Bornholmer Schule. Da erwarten wir in den nächsten fünf Jahren bis zu 1000 Schüler mehr pro Region.

Da reichen die Plätze nicht mehr?

Nein. Einige Eltern, die jetzt bauen, sind schon in Sorge.

...und suchen nach Privatschulen?

Das trifft vielleicht auf einige zu.

Wieso ist die Senatschulverwaltung nicht so alarmiert wie Sie?

Auch in Pankow gibt es Gegenden, die sich normal entwickeln. Deshalb stellen sich im Durchschnittswert die Zahlen nicht so dramatisch dar, als wenn man sie kleinteiliger, schulregionenbezogen betrachtet.

Was wäre denn eine normale Entwicklung?

Wenn in einem Jahr zehn Schüler mehr in der Region sind. Oder 15.

Bevor Pankow der Boom erfasste, schrumpfte die Bevölkerungszahl.

Ja, wir haben in den 2000er Jahren bestimmt 13,14 Schulen geschlossen. Einige davon konnten wir jetzt reaktivieren. Aber in den besonders beliebten Gegenden gibt es gar keinen Platz mehr für An- oder Neubauten.

Wünschen Sie sich vom Senat ein Nothilfeprogramm?

Das wäre sinnvoll. Der Senat könnte auch die Aufsicht haben, wenn er den Bezirken nicht traut. Und die Schulen müssten nicht so aufwendig gebaut sein. Hauptsache, es gibt die Gebäude.

Interview: Ariane Bemmer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false