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Kardinal Woelki war bis September 2014 Berliner Erzbischof.

© Oliver Berg/dpa

Erzbischof Berlin: Ein Woelki-Nachfolger wird immer noch gesucht

Noch immer ist keine Entscheidung über die Nachfolge des Berliner Erzbischofs Woelki gefallen. Die Katholiken der Hauptstadt diskutieren mögliche Kandidaten - und kommen dabei auf teilweise verwegene Ideen.

Würde es nach einigen Berliner Katholiken gehen, hätte eine wie Margot Käßmann durchaus Chancen, Kardinal Rainer Maria Woelki als Berliner Erzbischof nachzufolgen. „Die Zeit ist reif für eine Frau auf dem Bischofsstuhl“ – darin sind sich etliche Schreiber auf der Internetseite www.bischof-fuer-berlin.de einig.

Nach katholischem Kirchenrecht ist es nicht möglich, dass eine Frau Bischöfin wird – ganz abgesehen davon, dass Käßmann Protestantin ist. Zudem interessieren die Wünsche der Basis den Papst und die Kardinäle in Rom traditionell eher wenig, wenn es um die Ernennung von Bischöfen geht. Das Portal „Bischof-fuer-berlin.de“ ist dennoch bemerkenswert. Ein solch öffentliches Forum, in dem die Gläubigen Wünsche äußern können, gab es noch vor keiner Bischofsernennung in Deutschland. Die Seite eingerichtet hat der Diözesanrat, die Vertretung der Katholiken im Berliner Erzbistum.

Neue Berliner Bischof soll mit Protestanten können

Das Spektrum der Kommentatoren ist weit. Da sind die stramm Konservativen, die sich Alt-Papst Benedikt nach Berlin wünschen oder Papst-Sekretär Georg Gänswein. Eher liberale Geister favorisieren Jesuitenpater Klaus Mertes oder den Trierer Bischof Stephan Ackermann. Andere können sich den Berliner Weihbischof Matthias Heinrich vorstellen oder die Fortsetzung des Woelki-Kurses mit Generalvikar Tobias Przytarski. Als Diözesanadministrator lenkt Przytarski die Geschicke des Erzbistums seit Woelkis Wechsel nach Köln im September.

Auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige wird genannt. Er ist in der Bischofskonferenz für den Draht zur evangelischen Kirche zuständig. Und darin stimmen viele Kommentatoren überein: Der neue Berliner Bischof sollte gut mit den Protestanten können. „Ich wünsche mir einen Mann des Gebets, der keine Berührungsängste hat und auf Menschen zugehen kann“, schreibt etwa Natalie Weis von der Gemeinschaft Chemin Neuf. Der neue Mann sollte auch vor Berlinern nicht zurückschrecken, die um die Kirche einen Bogen machen. Bescheidenheit und gute Laune werden dabei helfen, auch sollte er keinen moralischen Zeigefinger erheben, raten die Kommentatoren.

Umbaupläne für St. Hedwig sollen zurückgenommen werden

Andere hätten gerne, dass der neue Bischof die Umbaupläne für St. Hedwig zurücknimmt. Am 6. Dezember überraschte Weihbischof Heinrich mit der Aussage, dass er „nicht sicher“ sei, dass nach dem Wechsel von Kardinal Woelki nach Köln „der vorliegende Entwurf umgesetzt wird“. Es sei abzuwarten, wie ein neuer Erzbischof dazu stehe. Vier Tage später verschickte allerdings Bistums-Sprecher Stefan Förner eine Mitteilung, die Heinrichs Aussage zurückzunehmen schien. Das Erzbistum nutze die Zeit der Vakanz des Bischofsstuhl, „um für einen neuen Erzbischof die Grundlagen für eine endgültige Entscheidung über die Umgestaltung der Kathedrale zu schaffen“, stand in der Mitteilung. Die Entscheidung der Jury vom Juli 2014 sei bindend. „Rechtlich können wir gar nicht anders, als den Siegerentwurf umzusetzen“, sagte Förner. Geändert werden könnten allenfalls Details.

Der Diözesanvermögensverwaltungsrat des Bistums hat mittlerweile eine erste Tranche von bis zu 1,5 Millionen Euro für Voruntersuchungen, Architekten- und Ingenieurshonorare sowie die Sicherung des Fundaments freigegeben. Wie teuer der Umbau insgesamt werden könnte, darüber könne man noch keine Aussagen machen, heißt es. Der Siegerentwurf sieht vor, die zentrale Bodenöffnung mit Freitreppe zur Unterkirche zu schließen. Die Gemeinde würde sich künftig im Kreis um den Altar versammeln, der in der Mitte der Kathedrale stehen soll. Viele Ost-Berliner Katholiken kritisierten die Pläne. Auch Denkmalschützer aus ganz Deutschland werfen dem Bistum vor, ein Baudenkmal zerstören zu wollen. Noch nicht entschieden ist, was mit dem Bernhard-Lichtenberg-Haus und der Freifläche zwischen ihm und der Kathedrale geschehen soll. Das war nicht Teil des Architekturwettbewerbs. Woelki schwebte ein Teilabriss des Hauses und eine Überbauung der Freifläche zu einem Gesamtkomplex mit Kathedrale vor. Hier hat sein Nachfolger mehr Gestaltungsspielraum.

Entscheidung wird noch dauern

Es ist nicht absehbar, wann Papst Franziskus einen neuen Bischof für Berlin ernennt. Sein Botschafter in Deutschland, der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic, hat viele Vorschläge gesammelt. Nicht nur das Berliner Domkapitel durfte sich Gedanken machen, sondern auch alle Bischöfe, deren Diözesen zum ehemaligen Preußen gehörten, konnten Kandidaten vorschlagen. Es sind insgesamt drei Erzbistümer und elf Bistümer, von Köln bis Magdeburg und von Hamburg bis Fulda. Der Nuntius hat die Vorschläge an den Vatikan weitergeleitet. Irgendwann wird die zuständige Bischofskongregation eine Liste mit drei Namen nach Berlin zurückschicken, wobei sie sich nicht an die Vorschläge halten muss. Das Domkapitel muss sich für einen der Kandidaten auf der Liste entscheiden.

Das Prozedere kann sich noch monatelang hinziehen. Denn Nuntius Eterovic hatte das Berliner Domkapitel und die Bischöfe der anderen ehemaligen Preußen-Bistümern ausdrücklich gebeten, nicht nur amtierende Bischöfe und Weihbischöfe vorzuschlagen, sondern auch fähige Generalvikare und Priester. Sollte jemand ohne Bischofsweihe in die engere Auswahl kommen, muss erst genau untersucht werden, wie er bisher gelebt und gewirkt hat. Im Rahmen dieser Untersuchung werden auch Wegbegleiter, Verwandte und Freunde befragt. Mit einer raschen Neubesetzung rechnet deshalb kaum jemand. Doch lange Vakanzen tun einem Bistum nicht gut. Und schon gar nicht dem Berliner Erzbistum, das sich seit zehn Jahren in einem Prozess des Umbruchs befindet.

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