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SINNFragen: Eine Demenzpatientin erinnert sich

Renate Lotge ist 90 Jahre alt. Sie lebt im Wohnzentrum der Malteser in Köpenick - und sie geht gern in die von Ehrenamtlichen organisierte Demenzgruppe. "Mein Gedächtnis geht gern spazieren", sagt sie.

Wie lief die Demenzgruppe vorhin?

Gute Frage. Wenn ich das wüsste. Mein Gedächtnis geht mal wieder spazieren. Man wird nicht ungestraft 90, sag ich immer. Warten Sie, mir fällt es bestimmt gleich ein, ich habe ja Demenz im ersten Stadium. (Pause) Ja, jetzt hab ich es! Wir haben geschwatzt. Ich muss ja immer schwatzen.

Worüber haben Sie denn geschwatzt?

Über dies und das. Die Gruppenleiterin gibt Themen vor. Wir haben über Familie, Freundschaften und Urlaub gesprochen. Oft erinnere ich mich an bestimmte Situationen, die ich schon längst vergessen hatte. Dann denke ich: ‚Ach ja, das hast du auch erlebt. Was für eine schöne Zeit.’ Wir sind so acht Senioren in der Gruppe und treffen uns jede Woche. Neben der Leiterin gibt es noch ehrenamtliche Helfer, die immer furchtbar lieb sind. Die leisten echte Erinnerungsarbeit und haben für jeden Einzelnen Zeit.

Was bedeutet Ihnen die Gruppe?

Leben. Es ist immer ein netter Nachmittag für mich, an dem ich zu Wort kommen und Kontakte halten kann. Ich will ja nicht den ganzen Tag spazieren gehen. Und vor allem geben mir die Ehrenamtlichen das Gefühl, eben nicht in einem Training zu stecken. Ich glaube, so einigermaßen in Schwung zu bleiben. Ach, jetzt fällt mir noch ein, dass wir auch Ratespiele machen. Ich kann mich sogar an eine Frage erinnern: Welcher Tag in der Woche ist der lauteste? Na? Es ist der Donner-stag!

Das Gespräch führte Manuel Opitz

Malteser Betreutes Wohnen Köpenick,

Stellingdamm 7-8, 12555 Köpenick,

Tel.: 65 48 96 06, www.malteser-berlin.de

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