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Berlin: Gedränge in Geschäften wie unterm Funkturm - 1000 Läden lockten Berliner und Touristen an

Dicht an dicht drängten sich am ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres die Menschen auf Einkaufsstraßen und in Einkaufszentren. In den Potsdamer Platz Arkaden herrschte Trubel wie auf der Grünen Woche unterm Funktturm.

Dicht an dicht drängten sich am ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres die Menschen auf Einkaufsstraßen und in Einkaufszentren. In den Potsdamer Platz Arkaden herrschte Trubel wie auf der Grünen Woche unterm Funktturm. Die Genehmigung zum Verkauf am Sonntags war wegen der Landwirtschaftsmesse erteilt worden. Zum Messegelände kamen in den ersten drei Tagen 124 000 Besucher. Mit knapp 1000 Läden war die Beteiligung des Berliner Handels relativ gering, aber immerhin stärker als in den Vorjahren. Wer geöffnet hatte, freute sich über gute Geschäfte. In Bussen und Bahnen wurde es schon mal eng - BVG und S-Bahn konnten die vielen Fahrgäste aber ohne Probleme bewältigen.

Die Grüne Woche zieht Menschen von überall her in die Stadt - das war am Sonntag zu spüren. Christian Gebhardt und seine "Landjugend"-Freunde aus Bayreuth waren in der U2 unterwegs zum Alexanderplatz: "Da wollen wir einen Kaffee trinken." Vor dem Kaufhof am Alex hatten Geschäftsführer Günter Biere zu Folge schon um 12 Uhr 500 bis 800 Menschen auf die Öffnung des Hauses gewartet. "Richtig voll, es läuft phantastisch", bilanzierte Biere. Auch andere Läden am Alex wie Saturn und die Sport-Arena waren offen und gut gefüllt.

In die Arkaden strömten nach Auskunft einer Mitarbeiterin von Juwelier Christ sogar mehr Menschen als an einem langen Sonnabend. "Ihre Mark können die Kunden aber nur einmal ausgeben", hieß es dort. "Ganz zufrieden" zeigte sich die Filialleiterin von Leiser: "Die Leute kommen zu dritt oder zu viert, doch nicht jeder kauft etwas." Unten im Parkhaus war kaum noch ein Stellplatz frei. Roswitha Wierschke hatte sich mit Mann und Freunden aus Prützke bei Brandenburg / Havel auf den Weg zum Einkaufsbummel gemacht. "Wir haben im Radio gehört, dass geöffnet wird." Christel Krause aus Schöneberg war enttäuscht, dass ausgerechnet der Buchladen, den sie besuchen wollte, geschlossen hatte. "Ich bin extra gekommen, um einen Australien-Führer als Geburtstagsgeschenk zu kaufen."

Auch anderswo in der Stadt nutzten Berliner und Touristen den Einkaufssonntag, etwa bei Hertie am Walther-Schreiber-Platz in Steglitz. Die Kaufhaus-Geschäftsführung wurde offenbar für ihren Mut zum Risiko belohnt: Obgleich an der Schloßstraße fast überall Sonntagsruhe herrschte, warteten auch bei Hertie schon Trauben vor dem Laden, als Geschäftsführer Wolfgang Grobis aufschloss. "Es kommen heute Kunden, die sonst eher zu Wertheim oder P & C nebenan gehen", sagte er. Beim Media-Markt am Rathaus Neukölln ging es etwas verhaltener zu, es kamen aber immerhin rund 40 Prozent der Kunden eines normalen Werktags, berichtete Chef Axel Meyer.

Nach Auskunft des Geschäftsführers des Berliner Einzelhandelsverbandes, Nils Busch-Petersen, erzielten Kaufhäuser auch an diesem verkaufsoffenen Sonntag in fünf Stunden so viel Umsatz wie an Werktagen in elf Stunden. Seiner Umfrage zufolge zeigten sich die meisten Einzelhändler sehr zufrieden mit dem Umsatz. Da für Verhandlungen mit Gewerkschaften und für konkrete Vorbereitungen wenig Zeit geblieben sei, hatten weniger als 1000 der 16 500 Geschäfte ihre Türen geöffnet. Über die Jahre gesehen sei die Entwicklung jedoch positiv: "Vor drei bis vier Jahren hatten nur fünfzig bis sechzig Läden offen." Niels Busch-Petersen: "Künftig brauchen wir eine verläßliche, langfristige Planung vom Senat."

Während die BVG den Fahrgast-Ansturm beim Sonntagsverkauf Ende 1999 kaum bewältigen konnte - damals gab es auf der U 2 Schienenersatzverkehr - haben gestern vermutlich nur wenige über die BVG gemeckert. So waren die Waggons auf der Linie U 2 in beiden Richtungen am Nachmittag recht voll, doch auch Richtung Kaiserdamm musste niemand auf dem Weg zur Grünen Woche zurückbleiben. Nach Angaben der BVG-Leitstelle gab es keine besonderen Verstärkungen - allein die Linie 2 verkehrte zwischen 9 und 22 Uhr mit acht Waggons. Sonst werden die Züge sonntags nur zwischen 10 und 18 Uhr verlängert. Auch auf den Straßen ging es laut Polizei ruhig zu.

Anders die Lage am Stand der Fleischerei Wolf im Kellergeschoss der Potsdamer Platz Arkaden. "Die Kunden sind heute unfreundlicher als unter der Woche. Vielleicht sind sie genervt, weil sie sich auf einen ruhigen Sonntagsbummel freuten - und nun doch in den Warteschlangen stehen", sagte die Filialleiterin.

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