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Berlin: Im Dunkeln über die Gleise: Frau von Straßenbahn erfasst

Erneut schwerer Unfall mit einer Tram: 58-Jährige hatte Zug nicht bemerkt. Sie erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen

Wieder hat sich in Berlin ein schwerer Unfall mit einer Straßenbahn ereignet. Am Sonntagabend ist auf der Danziger Straße Höhe Kniprodestraße in Prenzlauer Berg eine 58-jährige Berlinerin von einer Tram der Linie 20 angefahren und schwer verletzt worden. Die Frau hatte gegen 17.10 Uhr die Gleise auf offener Strecke überquert – und nicht auf den nahenden Zug geachtet. Sie wurde auf das Gegengleis geschleudert. Die 58-Jährige erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen und wurde ins Krankenhaus Friedrichshain gebracht, hieß es beim Lagedienst der Polizei. „Die Frontscheibe der Straßenbahn war durch den Aufprall zertrümmert“, sagte Feuerwehreinsatzleiter Uwe Paetow.

Nach ersten Zeugenaussagen war die Frau zuvor zu Fuß bei der Total-Tankstelle an der Margarete-Sommer-Straße einkaufen, sagte Klaus Schubert, einer der Lagedienstsprecher der Polizei. Sie soll in der Nähe des Unfallortes wohnen. Dann wollte die Frau wohl die Schritte zum etwa 30 Meter weiter gelegenen Tram-Übergang sparen – und trat in Höhe Erich-Boltze-Straße auf die Gleise. Sie hat den nahenden Zug bei Dunkelheit und Regen offenbar nicht registriert. Auch der Fahrer konnte die Frau in ihrer dunklen Kleidung nicht rechtzeitig sehen. Sie wurde von der Straßenbahn, die Richtung Eberswalder Straße fuhr, erfasst. Durch den Sturz erlitt sie einen offenen Schädelbruch, sagte Polizei-Lagedienstsprecher Schubert. Auch der Fahrer der Tram kam ins Krankenhaus, er erlitt einen Schock.

Es gebe bislang keinen Anlass für Ermittlungen gegen den Mann, hieß es bei Polizei und Verkehrsleitstelle der BVG. Der Verkehr der Tram-Linie 20 war von 17.11 Uhr bis 18.57 Uhr unterbrochen, sagte Marina Raschdorf von der BVG-Leitstelle. Betroffen war nur diese Linie. Zwischen Danziger Ecke Kniprodestraße und Landsberger Allee fuhr während der Sperrung ein Bus im Schienenersatzverkehr.

Das schreckliche Ereignis beschäftigt die Anwohner und Passanten im Kiez. Feuerwehr- und Polizeisirenen waren noch auf der Tankstelle zu hören, auf der das Unfallopfer zuvor Kleinigkeiten eingekauft hatte. „Eine Straßenbahnfahrerin, die als Fahrgast in der Tram saß, hat den Umstehenden auf der Tankstelle von dem Unglück erzählt“, sagte eine Mitarbeiterin der Tankstelle an der Margarete-Sommer-Straße.

Der Vorfall von gestern ist der zweite schwere Unfall mit einer Tram innerhalb weniger Tage. Erst am Mittwochabend war ein 54-Jähriger zwischen zwei Waggons geraten und 300 Meter entlang der Warschauer Straße zu Tode geschleift worden. 24 weitere Fahrzeuge hatten die Leiche überrollt. Ein Fahrgast, selbst BVG-Busfahrer, hatte die Zugführerin nach eigener Aussage noch davon unterrichtet, dass eine Person zwischen die Waggons geraten war. Sie war aber losgefahren. Beide hatten dann den Zug später kontrolliert, aber nichts entdeckt. BVG und Polizei prüfen derzeit die Umstände des Unfalls.

Annette Kögel

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