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Berlin: "Job Point": Beim Einkaufen eine neue Arbeit finden

Das ist Service: Man besucht ein Einkaufszentrum, kauft einiges und nimmt obendrein vielleicht noch einen neuen Job mit nach Hause. Zugegeben, so schnell klappt es in den seltensten Fällen.

Das ist Service: Man besucht ein Einkaufszentrum, kauft einiges und nimmt obendrein vielleicht noch einen neuen Job mit nach Hause. Zugegeben, so schnell klappt es in den seltensten Fällen. Doch zumindest mit Anregungen, Telefonnummern und Adressen von Arbeitgebern kann man seine Einkaufstaschen zusätzlich füllen. Im "Plaza Marzahn" an der Mehrower Allee gibt es seit Anfang Dezember den ersten "Job Point" Berlins. An sechs Tagen pro Woche steht der geräumige Laden im Erdgeschoss des Einkaufszentrums den Besuchern offen.

An hohen Präsentationswänden wurden zunächst 220 unterschiedliche Jobangebote plaziert. Auf den Aushängen haben die Arbeitgeber ihre freien Stellen beschrieben. Voraussetzungen, Arbeitsort, -zeit, Gehalt- und Lohnvorstellungen sowie Ansprechpartner werden unter anderem genannt. Dabei gehört jeder Wand eine andere Branche: Gewerbliche und technische, Gesundheits- und soziale sowie Hoch- und Fachschulberufe aber auch EDV sowie kaufmännische Tätigkeiten und Dienstleistungen sind aufgeführt. Pünktlich um zehn Uhr kommen die ersten Suchenden und beginnen mit dem Stellen- Studium. Einige machen sich Notizen, andere nutzen den kostenlosen Kopierservice und lassen sich ein paar Angebote ablichten.

"Ich bin schon zum zweiten Mal hier", sagt eine Frau um die Fünfzig. Noch habe sie nicht das Richtige gefunden, doch sie lobt die ungezwungene Atmosphäre und die übersichtlichen Aushänge. Ein junger Mann empfindet die unaufdringliche Beratung der drei Mitarbeiter des Job Points als "sehr angenehm". "Wir fungieren nicht als Jobvermittler, sondern als Kontaktstelle zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer", erklärt die Service-Beraterin Liane Stahl. Und das sei ein großer Unterschied zum Arbeitsamt.

Im Job Point wird niemand registriert, keiner gezwungen, eine Stelle anzunehmen und die Besucher sind niemandem rechenschaftspflichtig. Der Unternehmerverband Berlin, der das Projekt gemeinsam mit dem Arbeitsamt Ost und der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung auf die Beine gestellt hat, ist vom riesigen Zulauf überrascht. "Schon mehr als 8600 Interessenten besuchten den Laden", freut sich der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Michael Bose. Die Leute kommen nicht nur aus den umliegenden Bezirken, sondern aus der ganzen Stadt. 130 Stellen sind seit der Eröffnung besetzt worden.

Einer der drei Mitarbeiter ist in diesen Tagen ständig unterwegs auf Arbeitsstellenakquise. "Wir besuchen Firmen, die wir bereits vor Eröffnung des Points angeschrieben haben und erfassen freie Jobs", berichtet Karin Horn. Denn in den nächsten Wochen soll das Angebot auf bis zu 400 Stellen erweitert werden. Schon jetzt ist es üblich, dass mindestens 14 Tage lang die Aushänge studiert werden können. Wenn die Point-Mitarbeiter bis zu diesem Zeitpunkt keinen Rücklauf vom Arbeitgeber über eine mögliche Stellenbesetzung haben, wird telefonisch nachgefragt. Ist der Job noch zu haben, werden die Daten aktualisiert.

Wer will, kann auch den Computer im Laden nutzen oder gemeinsam mit den Beratern seine Bewerbungsunterlagen erstellen. Demnächst wird auch eine Mappe mit Hinweisen zur Bewerbung im Point ausliegen. Bose kündigt an, dass voraussichtlich Ende des Jahres ein zweiter Job Point öffnet. "Die Verhandlungen mit dem Ringcenter an der Frankfurter Allee laufen", bestätigt er. Das Projekt in Marzahn ist zeitlich begrenzt und läuft bis 2002.

Steffi Bey

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