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Berlin: Leben Kiffer gefährlich?

Grüne und FDP fordern die Freigabe von Cannabis, die CDU ist strikt dagegen. Nun wurden im Abgeordnetenhaus Experten angehört

Cannabis, eine Einstiegsdroge? Dieses oft gehörte Argument gegen die Freigabe des Rauschmittels aus der Hanfpflanze bezeichnet Dieter Kleiber als „Mär“. „Studien belegen, dass 95 Prozent der jugendlichen Cannabis-Konsumenten nach einigen Versuchen den Konsum wieder aufgeben“, sagte der Psychologieprofessor der Freien Universität gestern auf einer Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. „Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum harter Drogen und dem Konsum von Cannabis.“

Die Anhörung von Fachleuten war angesetzt worden, weil die Fraktionen von Bündnis 90/Grüne und die FDP die Freigabe von Cannabis in Berlin fordern. Eine Mär sei auch der oft publizierte Eindruck, dass immer mehr Menschen in Deutschland Cannabis konsumierten, sagte Kleiber. „Nach den Untersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist ein Anstieg statistisch nicht zu belegen.“

Laut den Studien gebe es auch keinen langfristigen Schaden für die Psyche. Allerdings würden sich Jugendliche, die mehrfach täglich und über Jahre hinweg kiffen, verzögert entwickeln. „Das liegt aber nicht an der Substanz, sondern am Lebensstil.“ Diejenigen, die das Gefühl hätten, nur unter Cannabis richtig zu funktionieren, sollten die Finger davon lassen. „Dann ist die Gefahr der Abhängigkeit zu groß.“

Dagegen warnte Heidemarie Schulze vom Verein teenex, einem Drogenausstiegsprojekt für Jugendliche, dringend vor einer Freigabe von Cannabis. „Die gesundheitlichen Gefahren, wie zum Beispiel Schizophrenie, sind einfach zu groß.“ FU-Professor Kleiber nennt diesen Zusammenhang hingegen unwahrscheinlich, weil es in den Ländern, deren Kultur Cannabis nicht kenne, nicht weniger Schizophrene gebe als in Deutschland.

Doch dieses Argument findet Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse (parteilos) nicht ganz einleuchtend. „Nur weil wir in manchen Bereichen die gesundheitlichen Auswirkungen von Cannabis nicht kennen, heißt das doch nicht, dass es ungefährlich wäre.“ Und Kurt Wansner von der CDU, die die Freigabe ablehnt, nannte Cannabis gar eine der „gefährlichsten Drogen“. Die Schäden wie Krebs, seien in einer britischen Studie bewiesen worden.

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