zum Hauptinhalt
Maurice P. bei Prozessbeginn im Berliner Amtsgericht.

© imago images / Foto: imago/Olaf Wagner

Nach Angriff mit Cuttermesser: Berliner Gericht verurteilt Neuköllner Neonazi Maurice P. zu Haftstrafe

Das Berliner Amtsgericht hat Maurice P. unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Der bekennende Rechtsextreme muss für zwei Jahre und acht Monate ins Gefängnis.

Das Berliner Amtsgericht hat den Neuköllner Neonazi Maurice P. unter anderem wegen zweifacher gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. Das Gericht sah als erwiesen an, dass er einem Jamaikaner „gezielt und absichtlich“ nach einer Auseinandersetzung ein Cuttermesser in den Hals rammte und dabei nur knapp die Halsschlagader verfehlte. Zudem sei P. an einer Schlägerei mit linken Kneipenbesucher:innen in Neukölln beteiligt gewesen.

Zudem wurde P. wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen in zwei Fällen verurteilt: Er habe den verbotenen Hitlergruß vor dem Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma gezeigt, einen Button mit Hakenkreuz und Adolf-Hitler-Konterfei getragen sowie ein T-Shirt mit dem Logo der verbotenen rechtsextremen Terrororganisation Combat 18. Letzteres stellt auch einen Verstoß gegen das Vereinsgesetz dar.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer eine Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren gefordert. P.s Verteidiger, der bekannte Neonazi-Szene-Anwalt Wolfram Nahrath, hatte in den beiden Fällen der Körperverletzung auf Freispruch plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Nach Ansicht von Gericht und Staatsanwaltschaft geriet P. am Morgen des 4. Juli 2021 vor einer Kneipe in Rudow mit dem Jamaikaner Steve W. in Streit. P. soll sich mehrfach rassistisch geäußert haben. Irgendwann sei die Auseinandersetzung dann eskaliert: Zwar soll W., der P. körperlich deutlich überlegen ist, zuerst zugeschlagen haben. P. sei dann aber, als der Konflikt eigentlich schon vorbei war, zurückgekehrt und habe das Cuttermesser gezückt – mit dem klaren Ziel, sich für die eingesteckten Schläge zu revanchieren, so die Richterin.

P. selbst behauptet, er habe aus Notwehr gehandelt

W. erlitt eine sechs Zentimeter lange und einen halben Zentimeter tiefe Schnittwunde am Hals, die nur vier Zentimeter von der Halsschlagader entfernt war. „Nur weil er P.s Arm reflexhaft zur Seite stoßen konnte, wurde schlimmeres verhindert“, so die Richterin. Er leide bis heute deutlich unter den Folgen. P. selbst hatte behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben. Sein Anwalt plädierte, dass P. lediglich mit dem Messer herumgefuchtelt habe und W. „hineingestolpert“ sei. Zudem soll P. stark alkoholisiert gewesen sein und womöglich auch unter dem Einfluss von Kokain gehandelt haben.

Bereits im September 2018 war P. an einer Schlägerei zwischen linken Kneipenbesucher:innen des „Syndikats“ und Neonazis im Neuköllner Schillerkiez beteiligt gewesen. Aus Sicht des Gerichts lösten die Rechtsextremen, darunter P., den Konflikt aus und prügelten unter anderem mit Holzlatten und Stühlen auf die Linken ein. Mindestens drei der Kneipenbesucher:innen wurden zum Teil schwer verletzt.

Einer der Zeug:innen hatte P. klar identifiziert: Um ihn davon abzuhalten, weiter auf einen Freund einzutreten, habe er ihm mit der Faust auf die Nase geschlagen und ihm dabei eindrücklich ins Gesicht geblickt, so der Zeuge. Das Gericht befand das als glaubhaft, zumal Fotos, die wenige Tage später aufgenommen wurden, P. mit einem Pflaster auf der Nase zeigen.

P. selbst hatte behauptet, bei der Schlägerei nicht vor Ort gewesen zu sein. Stattdessen habe er mit zwei Freunden „gesoffen“ und seinem Nachbarn „die Bude vollgekotzt“. Den entsprechenden Aussagen der beiden Freunde glaubte das Gericht nicht: Beide seien starke Alkoholiker und hätten keine realen zeitlichen Referenzen machen können. Einer hatte angegeben, am selben Abend auf einer Hochzeit gewesen zu sein. Die fand laut Melderegister aber erst drei Wochen nach der Schlägerei im Schillerkiez statt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false