zum Hauptinhalt
Weiße Silhouetten einer Frau und eines Kindes stehen bei einer Mahnwache an der Leipziger Straße.

© dpa/Christoph Soeder

Nach schwerem Unfall in Berlin: Mahnwache erinnert an die beiden Verkehrstoten in der Leipziger Straße

Mit scharfen Appellen versammelten sich am späten Sonntagnachmittag rund 130 Menschen zu einer Mahnwache am Unfallort. Am Samstag waren eine Mutter und ihr vierjähriger Sohn tödlich verunglückt.

Nach einem schweren Verkehrsunfall mit zwei Toten in Berlin haben Teilnehmer einer Mahnwache am Sonntag Konsequenzen gefordert. Rund 130 Teilnehmer versammelten sich am späten Nachmittag am Unfallort vor der „Mall of Berlin“ gegenüber dem Bundesrat dicht am Potsdamer Platz. Zu der Veranstaltung aufgerufen hatten unter anderem der ADFC, der Verkehrsclub Deutschland Berlin und der Verein Fuss e.V., der sich für die Rechte von Fußgängern im Straßenverkehr engagiert.

Deren Sprecher, Roland Stimpel, hatte sich im Vorfeld der Mahnwache mit einem Appell an die Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) gewandt: „Nehmen Sie Abstand von dem Plan, hier und auf 29 anderen Straßen das Tempolimit von 30 auf 50 zu erhöhen.“ Darüber hinaus forderte er fest installierte Blitzer sowie höhere Strafen für Raserei und den Missbrauch von Geh- und Radwegen.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) rief Stimpel dazu auf, feste Tempoblitzer installieren zu lassen. An Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) richtete er die Forderung, auf allen Stadtstraßen endlich Tempo 30 zuzulassen und die Strafen für Raserei und den Missbrauch von Geh- und Radwegen zu erhöhen.

„Haltet euch, verdammt noch mal, an die Regeln“

An die Verkehrsteilnehmer gerichtet sagte Stimpel: „Wenn ihr zu Fuß unterwegs seid, seid vorsichtig. Vertraut nicht auf Regeltreue und Rücksicht anderer. Wenn ihr Auto fahrt: Haltet euch, verdammt noch mal, an die Regeln.“ Zum Unfallfahrer, der 83 Jahre alt war, sagte er dem Tagesspiegel, dass es nicht um spezifische Alterskontrollen ginge. „Es braucht generell eine höhere Kontrolldichte“, so Stimpel.

Antje Kapek, Verkehrsexpertin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, äußerte sich bei der Mahnwache betroffen. „Jedes Mal, wenn ein Kind in Berlin überfahren wird, frage ich mich: Ist es beim nächsten Mal meins?“, sagte Kapek. Man sei weit entfernt von einer Vision Zero, einer Vision von null Verkehrstoten und von einer Stadt, in der alle sicher unterwegs sein könnten.

Das Ziel zu erreichen, sei nur möglich, wenn die Tempo-Reduzierung wie in der Leipziger Straße erhalten bleibe und mit dem Einrichten von geschützten Rad- und Fußwegen. „Wir wissen all das, wir haben kein Erkenntnisdefizit“, sagte Kapek. „Mir ist gerade unglaublich schlecht, wenn ich darüber nachdenke, dass zwei Menschen hier an dieser Stelle ums Leben gekommen sind.“

Antje Kapek, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.
Antje Kapek, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.

© dpa/Christoph Soeder

Almut Neumann, Stadträtin für den öffentlichen Raum im Bezirk Mitte, hatte am Sonntagnachmittag auf der Plattform X gemahnt: „Die Tat des 83-jährigen Autofahrers, der wartende Autos auf dem Fahrradstreifen mit überhöhter Geschwindigkeit überholt und damit eine Mutter und ihr vierjähriges Kind getötet hat, zeigt einmal mehr: Wir brauchen sicherere Infrastruktur für die Schwächsten im Verkehr!“

An die beiden Toten erinnern weiße Silhouetten, die neben der Straße angebracht wurden. Teilnehmer der Mahnwache legten davor Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Nach den Wortbeiträgen fand eine Schweigeminute für die getöteten Unfallopfer statt. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false