zum Hauptinhalt

Berlin: Noch keine Entwarnung bei TBT-belasteter Sportkleidung - Experten wollen neue Tests

Verkaufsstopp wird weiter aufrecht erhalten, auch wenn die Gefahr nicht erwiesen istMarc-Oliver Von Riegen Berliner Fußballfans werden ihre Trikots wohl noch eine Weile im Schrank lassen müssen. Experten gehen nach einer ersten Untersuchung zwar nicht davon aus, dass die Hemden die Gesundheit gefährden.

Verkaufsstopp wird weiter aufrecht erhalten, auch wenn die Gefahr nicht erwiesen istMarc-Oliver Von Riegen

Berliner Fußballfans werden ihre Trikots wohl noch eine Weile im Schrank lassen müssen. Experten gehen nach einer ersten Untersuchung zwar nicht davon aus, dass die Hemden die Gesundheit gefährden. Eine endgültige Entwarnung wollen sie aber auch nicht geben. "Wir brauchen weitere Labors, die diesen Test bestätigen", sagte Jürgen Kundke, Sprecher des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz, am Montag dem Tagesspiegel. Über die Wirkung des giftigen Stoffes Tributylzinn (TBT) auf das menschliche Hormonsystem gebe es zudem keine Erfahrungen. "Aber wir essen das Trikot ja nicht, das TBT müsste erst über die Haut aufgenommen werden."

Das Umweltbundesamt will ebenfalls abwarten. "Ich kann nicht behaupten, dass wir gar kein Risiko haben", sagte Sprecher Andreas Gies. Um mehr Gewissheit zu bekommen, muss seiner Ansicht nach der Gesamtgehalt des giftigen Stoffes bestimmt werden, der bisher nicht vorliegt. Neben der hormonellen (vermännlichenden) Wirkung, könne TBT auch Zellen für den Krebsabbau schädigen, erläuterte Gies.

Der Sportbekleidungshersteller Nike will unterdessen herausfinden, wie die giftige Verbindung in die Trikots gekommen ist. "Von unseren Stofflieferanten hat keiner TBT verwendet", sagte Sprecherin Susanne Walter. Nike untersucht nach den Borussia-Dortmund-Shirts nun auch die Hemden von Hertha BSC und anderer Vereine. Das Unternehmen liefert auch an den 1. FC Union sowie den 1. FC Kaiserslautern und TSV 1860 München. Nike hatte die Hemden im Hansecontrol Labor in Hamburg untersuchen lassen. Mehrere Wissenschaftler bescheinigten der Firma, dass kein Gesundheitsrisiko besteht. Das Galab Labor in Geesthacht bei Hamburg, das die Schwermetallkonzentrationen für das ARD-Wirtschaftsmagazin "plusminus" getestet hatte, kam auf 2,2 Mikrogramm TBT in einem Kilogramm des Dortmund-Trikots. Die Schwermetallverbindung kann bis 0,3 Mikrogramm nachgewiesen werden. Neben TBT ist auch Dibutylzinn in den Fan-Shirts enthalten - in weitaus höherer Konzentration. Dieser Stoff ist nach Auskunft des Umweltbundesamts wohl weniger gefährlich in der hormonellen Wirkung. Ob Dibutylzinn wie TBT auch die Killerzellen schädigt, die Krebs abbauen können, ist unklar.

Die rund 200 Filialen von Karstadt, Hertie und Wertheim hielten ihren Verkaufsstopp am Montag aufrecht. "Das Hin und Her würde die Verbraucher irritieren", sagte Karstadt-Sprecher Michael Scheibe. Während in den Berliner Häusern bislang nicht einmal 100 Fans ihre Trikots umtauschen wollten, gab es in Dortmund einen wahren Ansturm. Allein am vergangenen Donnerstag kamen 180 BVB-Fans. Die Warenhäuser hatten alle Nike-Trikots aus ihren Regalen geräumt. Für Hertha ist das Thema so gut wie erledigt: "Ich sehe nach dem Test keinen Grund mehr für einen Rückruf", sagte Sprecher Hans-Georg Felder.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false