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Berlin: PDS will in Berlin zehnjährige Einheitsschule

Linkspartei für Umstellung bis 2011. Im August soll Modellversuch beginnen Auch der Koalitionspartner SPD ist prinzipiell dafür – warnt aber vor Eile

Die Berliner Linkspartei/PDS will in den kommenden fünf Jahren das dreigliedrige Berliner Schulsystem mit Haupt-, Realschulen und Gymnasien durch eine Einheitsschule nach skandinavischem Vorbild ersetzen. Das soll im Wahlkampf für die Abgeordnetenhauswahl eines der wichtigsten Themen werden, sagte Fraktionschef Stefan Liebich am Freitag bei der Klausurtagung der PDS-Abgeordneten.

Damit dürfte die Auseinandersetzung um das richtige Schulmodell zum zentralen Konfliktfeld werden, auf dem die Parteien sich vor dem 17. September zu profilieren versuchen. Vor allem CDU und FDP streiten seit Jahren gegen alle Versuche, Schüler unterschiedlicher Niveaus länger gemeinsam zu unterrichten. Demgegenüber stößt die seit einigen Jahren wiederholt geäußerte Idee der PDS bei Grünen und Teilen der SPD auf Zuneigung. „Wir sehen das Risiko, dass dies ein vermintes Gelände ist“, sagte Liebich.

Die PDS macht sich für die Einheitsschule stark wegen der schlechten deutschen Ergebnisse bei den Pisa-Tests und weil das soziale Gefälle zwischen den bestehenden Schultypen groß ist. An seine Stelle soll bis 2011 ein „integratives“ System treten, in dem alle Kinder bis zur zehnten oder zwölften Klasse zusammen lernen, unterstützt durch Patenschaften und individuelle Förderung. In Skandinavien habe das dazu geführt, dass am Ende alle besser dastünden, sagte Liebich.

Für Wirtschaftssenator und Bürgermeister Harald Wolf, der die Linkspartei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf führen soll, ist die Einheitsschule bis zur zehnten Klasse die Fortsetzung des Berliner Modells, bei dem alle Kinder die ersten sechs Klassen gemeinsam besuchen. „Es ist nicht einzusehen, wieso das, was bis zur sechsten Klasse gut ist, nicht auch bis zur zehnten Klasse gut sein soll.“

Die PDS will ihr Konzept schon bald mit der SPD besprechen und laut Liebich bereits ab August mit Modellversuchen beginnen, bei denen zum Beispiel Grundschulklassen komplett in ein Gymnasium wechseln, unabhängig vom Leistungsniveau der Schüler. Damit der Versuch gelingt, müssten die Schulen besser mit Lehrern ausgestattet sein, sagte Liebich. Das sei jedoch kein Problem: Durch sinkende Schülerzahlen würden in den nächsten fünf Jahren rund 1500 Lehrerstellen frei.

Die SPD sieht den Vorstoß des Koalitionspartners skeptisch. „Auch wir wollen langfristig eine längere gemeinsame Schulzeit für alle“, sagte die schulpolitische Sprecherin der SPD, Felicitas Tesch. „Aber wir hüten uns davor, jetzt schon ein Datum festzulegen und die Sache übers Knie zu brechen. Langfristig halte die SPD die Einheitsschule dennoch für gut – „aber nur, wenn alle Beteiligten mitmachen“. Bildungssenator Klaus Böger sagte, auch er habe prinzipiell nichts gegen Einheitsschulen. „Man kann das Schulsystem aber nicht so einfach gleichmachen, wie die PDS sich das vorstellt.“ Die SPD werde das Konzept „in dieser Schlichtheit nicht mittragen“, sagte der Senator und wies darauf hin, dass die Linkspartei auch nach der Wahl voraussichtlich auf Kompromisse mit der SPD angewiesen ist, falls das Ergebnis eine Fortsetzung ihrer Koalition zulässt: „Ich glaube nicht, dass die PDS auf 51 Prozent kommt.“

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