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Berlin: Popcorn für den Präsidenten

Berliner Fans von George W. Bush feiern morgen seine zweite Amtszeit – in den Räumen von MoMA-Initiator Peter Raue. Bushs Kritiker demonstrieren

Es wird Pepsi und Pizza geben, Apple Pie und Popcorn – ein „typisch amerikanisches Menü“, freut sich Henry Nickel, Deutschland-Chef der US-Republikaner. Der junge Unternehmer aus Prenzlauer Berg hat vergangenen Herbst zusammen mit Gleichgesinnten unter in Deutschland lebenden Amerikanern für George W. Bush geworben. An diesem Mittwoch feiern sie in Berlin ihren Sieg. Am Donnerstag wird Bush in Washington für eine zweite Amtszeit vereidigt.

Zu Gast sind die Exil-Republikaner bei einem Berliner Amerika-Freund, der im vergangenen Jahr weniger als Bush- und mehr als Kunstfan von sich reden machte. Rechtsanwalt Peter Raue, der das Gastspiel des New Yorker Museum of Modern Arts (MoMA) in der Neuen Nationalgalerie initiiert hat, richtet die Inaugurations-Feier zusammen mit seinen Kollegen in der Kanzlei „Hogan&Hartson Raue“ am Potsdamer Platz aus. Der Kunstsammler wird auch einen Teil des Unterhaltungsprogramms beisteuern, sagt Republikaner Nickel: „Er wird uns eine Führung durch seine Sammlung geben.“

Als Beleg für eine besondere Bush-Affinität wollen Raue und seine Partner die Feier allerdings nicht verstanden wissen. „Wir sind eine amerikanische Sozietät und haben Vertreter beider Parteien bei uns“, sagt Rechtsanwalt Gernod Meinel und verweist auf frühere Veranstaltungen, bei denen namhafte Demokraten zu Gast waren. „Für uns ist der Abend eine Gelegenheit, zur Verbesserung der deutsch-amerikanischen Stimmung beizutragen“, sagt Meinel. Gefeiert hätte man genauso, wenn im Herbst Bushs Herausforderer Kerry gewonnen hätte: „Man muss mit dem Präsidenten leben, den der demokratische Prozess präsentiert“, sagt Meinel pragmatisch.

Mit einer Überraschung wartet die Gästeliste des Abends auf. Neben Politikern von CDU und FDP und US-Botschafter Daniel R. Coats und seiner Frau Marsha, beide Sponsoren der Republikaner und an diesem Abend in privater Funktion dabei, erwarten die Gastgeber Alexandra Hildebrandt, streitbare Chefin des Mauermuseums am Checkpoint Charlie. „Sie gibt uns eine Präsentation zu ihrem Mauer-Mahnmal“, sagt Henry Nickel.

Wenige hundert Meter nördlich von Peter Raues Kanzlei wollen sich am Mittwoch und Donnerstag jene versammeln, für die „Bush II“ kein Grund zur Freude ist. Normalerweise wäre der „Inauguration Day“ für US-Bürger unabhängig von der Parteipräferenz ein Grund, den Fortbestand der Demokratie zu feiern, heißt es in einer Erklärung des Deutschland-Ablegers der US-Demokraten und der Gruppe „American Voices Abroad“. In diesem Jahr aber „fürchten viele US-Bürger, dass dieser Fortbestand gefährdet ist“. Eine Mahnwache am Mittwoch von 17.30 bis 19 Uhr soll „unsere Trauer und Wut angesichts vier weiterer Jahre einer gescheiterten Bush-Politik kundtun“, erklären die Bush-Kritiker und begründen das mit Unregelmäßigkeiten bei der Wahl und dem Irakkrieg. Eine weitere Demonstration hat die Anti-Bush-Gruppe „Vote 44“ für Donnerstag, 18 Uhr, am Brandenburger Tor angemeldet.

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