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Berlin: Pro & Contra zur Topographie: Klares Votum gegen Neubau

91 Prozent der Anrufer wollen kein NS-Dokumentationszentrum auf dem Gelände – auch in der Stiftung gibt es Stimmen dagegen

Von Sabine Beikler

Braucht die Topographie des Terrors einen Neubau? So lautete die Frage in unserem Pro & Contra am Sonntag. Das Votum der Anrufer ist eindeutig: 90,7 Prozent sprachen sich gegen einen Neubau aus, nur 9,3 Prozent waren dafür.

„Die Grabenausstellung ist offensichtlich ausreichend.“ So wertet Christine Fischer-Defoy die deutliche Absage an einen Neubau. Die Zeithistorikerin ist Mitglied im Stiftungsrat der Topographie und Vorsitzende des Vereins Aktives Museum, der das Gelände an der Niederkirchnerstraße zuerst erschlossen hatte. Auch die Besucherzahlen sprechen dafür, das Gelände so zu belassen: 2002 waren es 300 000, 2003 kamen schon 350 000 Besucher, die den Ort des Schreckens besichtigten, an dem sich die zentralen Institutionen des NS-Verfolgungsapparates, Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt, befunden hatten.

Stiftungsdirektor Andreas Nachama will kein architektonisch aufwändiges neues Projekt, sondern ein Gelände, das „mit den Besuchern spricht“. Er fordert die minimalistische Variante: den Besuchercontainer angemessen ersetzen und den Ausstellungsgraben besser überdachen. Die Bodendenkmäler, also die Zellenböden der Gestapo und der Küchentrakt, sollen offen gelegt und dauerhaft geschützt werden. Hinzu kommt, dass die Topographiestiftung Ende des Jahres von der Budapester Straße in die Nähe des Geländes zieht, nämlich in das DKV-Haus in die Stresemannstraße. Nachama bestätigte dem Tagesspiegel, dass es einen „langjährigen Mietvertrag“ gibt.

Warum sollte man die wenigen Meter vom Topographie-Gelände zum wissenschaftlichen Zentrum mit Bibliothek und Archiv nicht laufen können? „Ein Wissenschaftszentrum auf dem Gelände ist nicht notwendig“, sagt PDS-Kulturpolitiker Wolfgang Brauer. Ausreichend sei ein Besucher- und Begegnungszentrum. Auch in Senatskreisen hält man nichts mehr von einem Gebäude größeren Ausmaßes. Dass auf dem Gelände aber gar nichts gebaut wird, das würde „dem Gedenken nicht entsprechen“, sagt Senatssprecher Michael Donnermeyer und verweist auf den Beschluss von Bund und Land, einen neuen Wettbewerb auszuschreiben. In die Debatte um Neubau oder nicht ist also Bewegung gekommen: Für ein großes Symposium zu dem Thema haben sich inzwischen alle Verantwortlichen ausgesprochen.

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