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Berlin: Zahlen oder weiterfahren

Täglich versuchen es Tausende: Sie kurven mit ihren Autos durchs Szeneviertel Spandauer Vorstadt, immer auf der Suche nach einem kostenlosen, legalen Parkplatz. Denn Boutiquen, Kneipen, Bars, Restaurants und Galerien ziehen auch Autotouristen magisch an - zum Ärger der rund 15 000 Bewohner des Quartiers.

Täglich versuchen es Tausende: Sie kurven mit ihren Autos durchs Szeneviertel Spandauer Vorstadt, immer auf der Suche nach einem kostenlosen, legalen Parkplatz. Denn Boutiquen, Kneipen, Bars, Restaurants und Galerien ziehen auch Autotouristen magisch an - zum Ärger der rund 15 000 Bewohner des Quartiers. Der Lärm nervt, die Mieter selbst finden keinen einzigen Stellplatz mehr. Von Montag an soll das anders werden. Der Bezirk Mitte zieht die Notbremse. Ab sofort müssen Parker in der Spandauer Vorstadt zahlen - den stadtweit üblichen Satz von 50 Cent für 30 Minuten. Außerdem werden die frei verfügbaren Stellplätze rarer: Etwa ein Drittel ist nun ausschließlich für Anwohner reserviert. Grafik: Parkgebührenzonen in der Spandauer Vorstadt Von morgen an gelten die neu aufgestellten Verkehrsschilder, die Automaten sind in Betrieb. Wo nur Anwohner-Parken erlaubt ist, gilt für alle anderen absolutes Halteverbot. In den anderen Zonen darf gezahlt werden: zwischen Friedrichstraße im Westen, Torstraße im Norden, Karl-Liebknecht-Straße im Osten und Spree im Süden. "Zone 29" nennt sich der Parkraum-Bereich. In genau 31 Straßen bzw. Straßenabschnitten dürfen ausschließlich Anwohner mit entsprechender Vignette parken - das betrifft gut 30 Prozent aller in dem Gebiet vorhandenen Parkplätze. Die Vignette kann bei der Polizei beantragt wrden. "Vor allem das Ausmaß an Bewohnerparkplätzen ist neu, das gab es bisher in so großem Umfang in Berlin noch nicht", sagt Siegfried Dittrich vom Straßengrünflächenamt des Bezirks Mitte. "Und auch die lange Geltungsdauer der Bewirtschaftung - von 9 bis 24 Uhr - ist ungewöhnlich." Das Grünflächenamt möchte mit der Regelung vor allem die Beschäftigten in dem Gebiet zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr bewegen. "Die stellen häufig einen Parkplatz mehr als acht Stunden lang zu. Die Bewirtschaftung führt dazu, dass ein Platz von mehreren Personen genutzt wird und die Parkfläche insgesamt gesehen zunimmt", glaubt Dittrich.

Die Parkraumbewirtschaftung hatten die Verordneten des alten Bezirks Mitte schon im November 2000 mit großer Mehrheit beschlossen. Vorausgegangen waren Beschwerden und Proteste von Anwohnern des Viertels über den "Parksuchverkehr". Ob der durch die neue Regelung tatsächlich eingeschränkt wird, oder ob Besucher jetzt nicht einfach auf der Suche nach den kostenpflichtigen Parkplätzen im Kreis fahren, vermag Dittrich nicht abzuschätzen. "Wir müssen uns auf das Gutachten verlassen, das vom Fachgebiet Straßenplanung der Technischen Universität für die Spandauer Vorstadt erstellt wurde. Aber die Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass der Parksuchverkehr durch solche Regelungen durchaus beeinflusst werden kann."

Bewohner wie Geschäftsleute glauben, dass die Maßnahme im Viertel greifen könnte. "Nachts spielten sich hier bisher Tragödien ab, an den Wochenenden herrscht Krieg", sagt Günther Fabel, der seit 1996 im Viertel wohnt. "Meine Erfahrung ist, dass es viel einfacher wird, Parkplätze zu finden, wenn sie Geld kosten. Umsatzeinbußen befürchte ich nicht, meine Kunden können das bezahlen", ist Rasima Karmebäck, Inhaberin der Designgalerie Station Nord überzeugt.

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