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Helfer: Als Dankeschön gibt’s einen Händedruck

Die Jobs als freiwillige Helfer auf der Fashion Week werden nicht honoriert, sind aber hochbegehrt.

Durch ihre Hände gehen Kleider, die mehrere tausend Euro kosten, sie ziehen Frauen an, die mehrere hundert Euro pro Tag verdienen und als Dank wartet am Ende auf sie: ein Händedruck. Aber in diesem Fall messen Malin Bähnemann, Hannah Krutmann und Solene Corbou ihren Einsatz nicht nach materiellem Ertrag. Es geht um den ideellen – und der ist für sie nicht in Geld umzurechnen. Sie sind Studentinnen an der Akademie für Mode und Design in Charlottenburg und drei der freiwilligen Helfer, die auf der am Mittwoch beginnenden Fashion Week arbeiten. Unbezahlt, obwohl unverzichtbar.

Seit Beginn der Fashion Week in Berlin werden vor und hinter den Kulissen nicht nur Hostessen und professionelle Stylisten eingesetzt, sondern auch sogenannte Volunteers. Solche freiwilligen Helfer werden normalerweise eher bei gemeinnütziger Arbeit etwa im Altenheim vermutet, nicht jedoch bei einer Modewoche, hinter der große Sponsoren stehen und wo sich am Ende alles darum dreht, dass der Rubel rollt. Aber genau wie bei nationalen Events wie der Fußball-WM gibt es genügend Leute, die sich um die unbezahlten Jobs reißen, denn für sie ist es die einzige Möglichkeit, an dem Ereignis teilzunehmen. Auch die Fashion Week ist nur für Fachpublikum, Presse und geladene Gäste zugänglich. Derweil freuen sich die Veranstalter, Personalkosten zu sparen.

Daniel Aubke von der Agentur IMG, die die Fashion Week organisiert, sieht in dem Einsatz der Volunteers aber keinen modernen Sklavenhandel. „Wir geben jungen Menschen, die beruflich im Modebereich tätig werden möchten, die Gelegenheit, bei unserer Veranstaltung mitzuhelfen, um einen Einblick in unsere Arbeit zu erlangen“, sagt Aubke. 400 Frauen und Männer haben sich für diese Woche als freiwillige Helfer bei IMG beworben. So viele waren es noch nie.

Fast alle Bewerber sind Studenten aus den Bereichen Modedesign, -management oder -journalismus. Ausgewählt wurden sie per Telefongespräch, stressresistent und freundlich müssen sie sein. Wie viele genommen wurden, wollte Aubke nicht sagen, betonte aber, dass es neben den Volunteers auch offizielle Hostessen gibt.

Eingesetzt werden die freiwilligen Helfer entweder als „Seater“ am Laufsteg, wo sie Journalisten, Promis und den anderen Gäste ihre Sitzplätze zeigen, oder als „Dresser“ im Backstage-Bereich, wo sie den Models beim Umziehen helfen. Vor allem junge Designer und kleine Labels sind froh darüber, denn während die großen Marken einen sehr professionellen Stab hinter den Kulissen haben, geht es im Zelt am Bebelplatz oft wuseliger zu. Während eine Show läuft, wird die andere nebenan vor- oder nachbereitet. Dafür, dass trotzdem alles glattgeht, sollen auch die Volunteers sorgen. In jeweils bis zu Sechs-Stunden-Schichten werden sie eingesetzt. Damit sie jeder erkennt, bekommen sie einen einheitlichen Look aus Jeans, T-Shirt und Turnschuhen gestellt. Ebenso werden sie mit Essen und Getränken verpflegt.

Malin Bähnemann, Hannah Krutmann und Solene Corbou sind schon seit der ersten Fashion Week als Volunteers dabei. Am schwarzen Brett der Akademie hatten sie gesehen, dass Helfer gesucht werden. „Eine tolle Chance, denn so bekommen wir hautnah mit, wie die Branche funktioniert“, sagt Malin Bähnemann. Die drei hatten Glück und bekamen gleich einen der begehrtesten Jobs: Bei der Marke Hugo Boss, die stets eine der aufwendigsten Modeschauen zeigt, durften sie beim An- und Ausziehen der Models helfen. „Eine stressige und verantwortungsvolle Aufgabe“, sagt Malin Bähnemann. In wenigen Minuten stecken sie die Models in ein neues Outfit. Doch die drei kennen längst die Tricks hinter den Kulissen: Babypuder auf die Füße der Models, damit sie schneller in Pumps und Sandaletten gleiten, ein Tuch übers Gesicht, damit das Make-up keine Flecken auf dem Kleid hinterlässt. Auch in dieser Woche wollen die Studentinnen wieder für Boss und den Berliner Designer Michael Michalsky arbeiten. Wenn sie Glück haben, gibt’s neben der Erfahrung und dem Händedruck noch ein Glas Champagner auf der After-Show-Party. Sonja Pohlmann

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