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Von TISCH zu TISCH: Alte Eichen

Kartoffelgratin aus dem Kühlschrank

Landhaus Alte Eichen, Alte Eichen 21, Bad Saarow, Tel. 033631/4309-0, kein Ruhetag, www.landhaus-alte-eichen.de. Foto: K. Kraft

Die kulinarische Szene im Land Brandenburg ist weitgehend festgemauert. Die guten Betriebe sind bekannt, neue kommen nicht hinzu, aber immerhin verschwinden auch keine mehr. Bemerkenswert, wenn in dieser Lage ein guter Koch das Risiko eingeht, in einen bislang uninteressanten Betrieb zu wechseln: Jean-Pierre Pothier, bislang Chef in der sehr lobenswerten „Alten Schule“ in Reichenwalde, hat es gewagt – und rückt nun das Landhaus „Alte Eichen“ in Bad Saarow in den Blick der Gut- und Gernesser.

Der allerdings wird wohl rasch weiterschweifen. Denn Pothier hat leider sein Konzept einer knappen Karte mit individuellen, französisch angehauchten Gerichten nicht mitnehmen dürfen. Ich wäre beim Lesen der hier angebotenen kulinarischen Allgemeinplätze nie darauf gekommen, dass einer der besten Köche Brandenburgs am Werk ist. Die Preise sind betont niedrig, offenbar, um Stammgäste nicht zu verschrecken; Hauptgänge kosten um die 14 Euro. Nur ist die spießige, in nahezu allen Details lange vorbereitete Aufwärmküche, die dafür geboten wird, auch nicht mehr wert.

Die muffigen Speckbohnenbündel, die Schmorgerichte in dunklen Grundsaucen mit allenfalls wechselnden Kräuteraromen, das Kartoffelgratin, das den Tag im Kühlschrank zugebracht hat und dann bei Bestellung irgendwie auf Temperatur gebracht wird, die zähen, geschmacksfreien Grießknödel im untersüßten Orangensüppchen: All das gibt es so oder ähnlich in so vielen Gaststätten draußen um Berlin herum, dass ich hier niemanden mit Einzelheiten langweilen möchte.

Einen Vorteil hat das Restaurant dann allerdings doch: Der Blick über den Scharmützelsee ist einfach hinreißend. Wenn Sie also in der Gegend unterwegs sind, Hunger haben und für relativ wenig Geld an einem schönen Ort pausieren wollen, dann ist das schon okay. Mehr aber auch nicht. Angesichts des guten Kochs ist es sogar eine herbe Enttäuschung.

Aber die „Alte Schule“ gibt es ja auch noch. Sie liegt nicht am See, das ist dort drunten gewiss ein Manko. Aber Torsten Lojewski, der Chef, hat die Winterzeit genutzt, um eine neue Küchenmannschaft aufzustellen, und die macht ihre Sache nahezu ebenso gut wie Pothier früher. Der französische Akzent ist geschwunden und hat einer modernen Regionalküche Platz gemacht, die sich erfreulich vom Allerlei der Konkurrenz abhebt. Keine öden Dekorationen, keine Aufwärmorgien, sondern sachlich-saubere Sachen, vom Salat über Kalbsschnitzel mit Kartoffel-Gurken-Salat bis zu komplizierteren Zubereitungen.

Der gebratene Zander mit gestampfter Rotwurst und Apfel-Senf-Gemüse erwies sich als kompetent gemachtes, in den heiklen Aromen ausgewogen komponiertes ländliches Gericht, das Kartoffelrisotto mit Kräutersauce und Möhrenauflauf ließ nichts vermissen, und auch das Forellentatar mit Wachtelei und Tomatenvinaigrette erfreute uns durch Leichtigkeit und frische Würze. Technisch einwandfrei gelang der in eine dünne Brotkruste gewickelte Lammrücken, allerdings ergab die Begleitung aus Steckrübenwürfeln und einem Lauch-Sellerie-Püree weder saisonal noch von den geschmacklichen Kontrasten her Sinn – und die Sauce war eher zu ahnen als zu schmecken.

Doch das sind sicher Profilierungsschwierigkeiten eines jungen Kochs, der dort draußen gute Arbeit macht (Hauptgänge 16 bis 20 Euro). Bei den Desserts gab ein schön knuspriger OrangeQuark-Strudel mit Sauerampfereis die Richtung vor; es wäre schön, wenn er noch Gesellschaft bekäme von einer etwas originelleren Komposition als der Crème brûlée mit Schokoladeneis, die aber vermutlich von den Stammgästen heftig verteidigt wird. Auf der gemessen am Niveau der Region geradezu herausragend sortierten, vernünftig kalkulierten Weinkarte findet sich allemal ein angenehmes Getränk aus Deutschland, Österreich, oder Frankreich.

(Alte Schule, Kolpiner Str. 2, Reichenwalde, Tel. (033631) 59464, montags geschlossen, www.restaurant-alteschule.de).

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