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Prinz Harry wirft den Journalisten vor, ihn bespitzelt zu haben.

© Tayfun Salci/ZUMA Press Wire/action press

Update

Klage gegen „Mail“-Verlag: Prinz Harry erscheint erneut vor Londoner Gericht

Den zweiten Tag in Folge kommt der Royal zu einer Vorverhandlung gegen den „Mail“-Verlag. Seine Präsenz zeigt: Er meint es ernst.

| Update:

Mit seiner Klage gegen den Verlag der „Daily Mail“ scheint es der britische Prinz Harry wirklich ernst zu meinen. Bereits den zweiten Tag in Folge erschien der 38-jährige Royal am Dienstag zur Vorverhandlung beim Gericht in London.

Er und andere Promis, wie unter anderem Popstar Elton John (76), werfen den „Mail“-Journalisten vor, sie bespitzelt zu haben. Der Verlag ANL (Associated Newspapers Limited), zu dem auch die „Mail on Sunday“ und die „MailOnline“ gehören, streitet die Vorwürfe ab und argumentiert, sie seien ohnehin verjährt.

Harry erschien beim Londoner High Court im grauen Anzug mit Krawatte. Er wirkte konzentriert. Bei der mehrtägigen Vorverhandlung geht es darum, ob die Klage zum Hauptverfahren zugelassen wird. Die Kläger behaupten unter anderem, sie seien mithilfe von Wanzen abgehört worden, die an Fenstern oder in Autos versteckt wurden.

Auch Telefongespräche seien abgehört worden. Die Klage ist nur eine von mehreren, die Harry und weitere britische Prominente gegen verschiedene Zeitungsverlage eingereicht haben. Im Mai beginnt ein Verfahren gegen den Verlag Mirror Group Newspapers (MGN), zu dem der „Daily Mirror“ gehört, wegen des angeblichen Abhörens von Telefonen.

Überraschend bei Gericht erschienen

Bereits am Montag war Harry bei Gericht erschienen. Die Teilnahme des 38-Jährigen an der Sitzung war nicht erwartet worden. Er saß im hinteren Bereich von Saal 76. Ab und an schrieb er etwas in ein kleines schwarzes Notizbuch. Ob auch Ehefrau Herzogin Meghan (41) aus dem Wohnort Montecito in Kalifornien anreiste, war unklar – sie war am Montag öffentlich nicht zu sehen.

Das Vorverfahren ist bis Donnerstag angesetzt, mit einer Entscheidung über den Fortgang wird aber erst zu einem späteren Zeitpunkt gerechnet. Prinz Harry, der sich vor etwa drei Jahren vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt hat, lebt inzwischen mit seiner Frau und seinen Kindern Prinz Archie (3) und Prinzessin Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien.

Harry hatte zuletzt immer wieder deutlich gemacht, wie sehr er die Boulevardpresse verachtet – auch mit Blick auf den Unfalltod seiner Mutter Diana 1997, die in Paris von Paparazzi verfolgt worden war. In seiner Autobiografie „Reserve“, der Netflix-Doku „Harry & Meghan“ sowie mehreren Interviews macht er die in Großbritannien weit verbreitete „Yellow Press“ zudem für das kalte und teils unmenschliche Klima mitverantwortlich, das im Palast gegen ihn und Meghan geherrscht habe. Von einer ungesunden Allianz zwischen Boulevard und Königshaus war die Rede.

So warf der Fünfte der Thronfolge seiner Stiefmutter Königsgemahlin Camilla vor, sie habe Informationen durchgestochen, um sich und andere Royals aus seine Kosten in ein gutes Licht zu stellen. Die Anschuldigungen haben das Verhältnis zwischen Harry auf der einen Seite sowie Vater Charles und Bruder Thronfolger Prinz William auf der anderen Seite noch verschlechtert.

Teilnahme an Krönung weiter ungewiss

Noch immer ist unklar, ob Harry und Meghan zur Krönung von Charles und Camilla am 6. Mai – dem vierten Geburtstag ihres Sohns Prinz Archie – anreisen werden. Zuletzt hatten royale Quellen gestreut, Harry und Meghan würden fordern, dass sie mit berücksichtigt werden, wenn sich die Royal Family nach der Zeremonie auf dem Balkon des Buckingham-Palasts dem Volk zeigt. Beobachter spekulierten angesichts Harrys Überraschungsbesuch, ob der Herzog von Sussex sich womöglich mit Familienmitgliedern zum Krisengespräch treffen werde.

Freunde gingen verloren oder wurden abgeschnitten, und jeder wurde zu einem „Verdächtigen“.

Auszug aus Gerichtsakten über Prinz Harry

Doch wie die Nachrichtenagentur PA meldete, wird es dazu kaum kommen. Der König sei derzeit weder in London noch im nahen Windsor. An diesem Mittwoch reist er gemeinsam mit Camilla zum Staatsbesuch nach Deutschland ab. Auch ein Treffen mit William sei unwahrscheinlich, hieß es. Der Thronfolger sowie Ehefrau Prinzessin Kate und ihre drei Kinder seien wegen der Osterferien ebenfalls nicht in Windsor.

So sind viele Fragen weiter offen – auch, ob Harry auf Schloss Windsor übernachten wird. Auf dem weitläufigen Areal stand ihm und Meghan stets das Frogmore Cottage zur Verfügung. Kürzlich wurde bekannt, dass Charles das Paar, das seit Jahren keine offiziellen Aufgaben mehr wahrnimmt, aufgefordert hatte, das Haus zu räumen. Dort soll dem Vernehmen nach sein Bruder Prinz Andrew einziehen, der wegen seiner Verstrickung in einen Missbrauchsskandal öffentlich in Ungnade gefallen ist. Der Rauswurf aus Frogmore Cottage dürfte die Spannungen innerhalb der Royal Family weiter angeheizt haben.

Vorwurf des „Eindringens in Privateigentum“

Die Vorwürfe von Harry und den anderen Promis gegen den Verlag Associated Newspapers Limited (ANL) beziehen sich auf die Zeit von 1993 bis 2011. Der Herausgeber habe den „Einbruch und das Eindringen in Privateigentum“ in Auftrag gegeben, illegal Mailbox-Nachrichten abgehört und Krankenakten beschafft.

In einer schriftlichen Erklärung betonte der Anwalt der Gruppe, David Sherborne: „Die Kläger machen jeweils geltend, auf unterschiedliche Weise Opfer zahlreicher rechtswidriger Handlungen der Beklagten oder von Personen geworden zu sein, die auf Anweisung ihrer Zeitungen „The Daily Mail“ und „The Mail On Sunday“ gehandelt haben.“ Schon zuvor hatte die Harry-Seite betont, es gebe „überzeugende und äußerst bedrückende Beweise dafür, dass sie Opfer abscheulicher krimineller Aktivitäten und grober Verletzungen der Privatsphäre geworden sind“.

Laut Gerichtsakten klagt Harry, er habe wegen der Artikel unter „Argwohn und Paranoia“ gelitten. „Freunde gingen verloren oder wurden abgeschnitten, und jeder wurde zu einem ,Verdächtigen’, da er durch die Art und Weise, wie die Artikel geschrieben wurden, zu der Annahme verleitet wurde, dass ihm nahestehende Personen die Quelle dieser Informationen waren, die den Zeitungen von Associated zur Verfügung gestellt wurden“, hieß es über den Königssohn.

ANL weist die Vorwürfe als „absurde Verleumdungen“ zurück. Es handele sich um einen „geplanten und orchestrierten Versuch, die „Mail“-Titel in den Telefon-Abhörskandal zu ziehen“, betonte der Verlag. Er will beantragen, die Klagen zurückzuweisen und damit einen Prozess zu verhindern, der später im Jahr starten würde. (dpa)

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