zum Hauptinhalt
Menschen können während einer Panikattacke unterschiedliche Bedürfnisse haben. Deshalb ist es wichtig, Fragen zu stellen.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Ihr Kollege oder Ihre Freundin hat eine Panikattacke?: So können Sie als Außenstehender am besten helfen

Wer bei anderen eine Panikattacke mitbekommt, weiß oft nicht, was er oder sie am besten tun soll. Zwei Psychologinnen verraten, worauf es in dieser Situation ankommt.

Von Elena Hartmann, dpa

Das Herz schlägt immer schneller. Der Atem bleibt weg. Der Körper schwitzt und zittert: Wenn eine Panikattacke kommt, dann mit Wucht. Viele Betroffene durchleben in solchen Situationen regelrechte Todesangst.

Da Panikattacken jedoch unterschiedliche Symptome haben können, ist es für Außenstehende manchmal schwierig zu erkennen, ob tatsächlich eine Panikattacke vorliegt. Doch es gibt Anzeichen, die Sie als Außenstehender kennen sollten.

Betroffene haben das Gefühl, ohnmächtig oder verrückt zu werden.

Mirriam Prieß, Ärztin und Psychotherapeutin

„Betroffene haben das Gefühl, ohnmächtig oder verrückt zu werden oder gar zu sterben“, beschreibt die Ärztin und Psychotherapeutin Mirriam Prieß. Wenn jemand von einem starken Herzklopfen oder -rasen oder einem Engegefühl in der Brust mit Atemnot berichtet, kann dahinter eine Panikattacke stecken.

Auch Übelkeit, Zittern, Taubheits- und/oder Kribbelempfindungen sowie Schwächegefühle in den Gliedmaßen können auftreten. Außerdem Schwindel und damit einhergehend das Gefühl, ohnmächtig zu werden, sagt Lisa Naab, Psychologische Psychotherapeutin von MHFA Ersthelfer. Die Organisation klärt über Erste Hilfe bei psychischen Problemen auf.

Weil die Symptome einer Panikattacke mitunter denen eines Herzinfarktes ähneln, lautet der Rat von MHFA Ersthelfer: Wenn die Person noch nie eine Panikattacke hatte und selbst nicht glaubt, dass sie eine Panikattacke hat, gilt das Vorgehen für körperliche Notfälle. Das heißt: Außenstehende wählen umgehend den Notruf 112.

Panikattacken können als Reaktion auf einen bestimmten Auslöser, einen sogenannten Trigger, auftreten, zum Beispiel eine Prüfungssituation. Doch nicht immer gebe es so einen bewussten Trigger, sagt Lisa Naab. Deswegen kann eine Panikattacke komplett unerwartet passieren – sowohl für Außenstehende als auch für die betroffene Person selbst.

Bleiben Sie ruhig – und vermitteln Sie Ruhe

Haben Sie den Verdacht, dass die Angst das Gegenüber überrollt hat? Dann ist es wichtig, ruhig zu bleiben, nicht selbst in Panik zu verfallen und die Person nicht alleine zu lassen, rät Lisa Naab. Außerdem sollte man fragen, ob die Person überhaupt Hilfe und Beistand möchte.

Wichtig zu wissen: Auch wenn die Symptome einer Panikattacke bedrohlich wirken: Sie sind in aller Regel ungefährlich und die Dauer der Attacke ist begrenzt. Es kann helfen, der betroffenen Person das bewusst zu machen. Sätze wie „Eine Panikattacke geht genauso, wie sie gekommen ist – sie ist endlich“ führen bereits zu einer ersten Entspannung, sagt Ärztin und Therapeutin Mirriam Prieß. So kann man als Außenstehender klarmachen, dass es sich bei den mit der Panikattacke verbundenen Szenarien nur um Befürchtungen handelt.

Die Arme zittern, das Herz rast: Bei einer Panikattacke schaltet der Körper in einen Ausnahmezustand.

© dpa/Felix Kästle

Bauen Sie ein Gespräch auf, denn das lenkt ab

Wichtig ist es laut Mirriam Prieß, der betroffenen Person mit Offenheit und Mitgefühl entgegenzukommen. In vielen Fällen kennen die Betroffenen Panikattacken bereits. Sie wissen, was ihnen in dem Moment am besten tut. Außenstehende können also fragen, ob so etwas schon einmal passiert ist, was bisher geholfen hat und wie man selbst helfen kann.

Fragen und das Sprechen in kurzen und langsamen Sätzen hilft der Person, das Gespräch aufrechtzuerhalten, was wiederum von den körperlichen Symptomen ablenkt.

Lisa Naab, MHFA-Ersthelferin

So ein Dialog kann der betroffenen Person ermöglichen, wieder das Gefühl für sich selbst zurückzubekommen. Denn Panik entsteht laut Prieß dort, wo die betroffene Person keinen Zugang mehr zu ihrem eigenen Ich hat. Das Gespräch sollte man ruhig und geduldig angehen. „Das Wiederholen von Fragen und das Sprechen in kurzen und langsamen Sätzen hilft der Person, das Gespräch aufrechtzuerhalten, was wiederum von den körperlichen Symptomen ablenkt“, sagt Lisa Naab.

Stellen Sie Bezug zur Realität her

Die Panik der betroffenen Person wächst, je mehr sie sich in die Situation hineinsteigert oder versucht, sie zu bekämpfen. Prieß zufolge sollte man im Gespräch daher ein Bewusstsein für die Realität vermitteln, denn das schafft Abstand zur Panik. „Abstand heißt: Ich fühle in mir Panik, mache mir aber bewusst, dass ich nicht die Panik bin. Die Panik ist in mir, nicht ich in der Panik. Ich betrachte sie, lasse sie zu, steige jedoch nicht darauf ein“, sagt Mirriam Prieß.

Um Abstand zu schaffen, kann es auch hilfreich sein, den Raum und die Situation zu verlassen und die betroffene Person an einen ruhigeren Ort zu begleiten.

Und wenn die Panik vorbei ist? Dann kann man mit der Person laut Lisa Naab noch darüber sprechen, dass Panikattacken sehr verbreitet und gut behandelbar sind. Steht man der Person nahe, kann man sie auf der Suche nach professioneller ärztlicher und psychotherapeutischer Hilfe unterstützen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false