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Die Präexpositionsprophylaxe ist eine Tablette, die einmal täglich eingenommen wird.

© panthermedia / Bowonpat Sakaew

Für wen sie sinnvoll ist: Diese Tablette soll das HI-Virus hemmen

Seit 2019 ist die Präexpositionsprophylaxe, kurz Prep, für alle erschwinglich. Kann sie dazu beitragen, die Epidemie zu beenden?

Der Durchbruch kam 2019: In diesem Jahr wurde die Präexpositionsprophylaxe, abgekürzt Prep, Leistung der gesetzlichen Krankenkassen und damit für alle erschwinglich. Hatte die eine Tablette am Tag vorher in der Regel rund 840 Euro im Monat gekostet, muss man seither in der Apotheke nur noch zehn Euro an Zuzahlung für drei Monate auf den Tisch legen.

Da sie effektiv den Vermehrungsprozess des HI-Virus hemmt, falls dieses in den Körper gelangt sein sollte, ist ihr Einsatz höchst sinnvoll für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko, vor allem natürlich für MSM – Männer, die Sex mit Männern haben.

Gesundheitsminister Jens Spahn machte die Prep damals per Gesetz zur Kassenleistung, am Gemeinsamen Bundesausschuss vorbei, der dafür eigentlich zuständig gewesen wäre. „Es gab damals die Befürchtung, dass ein Run auf die Prep einsetzen und hohe Kosten entstehen könnten, wenn man sie zur Kassenleistung macht“, erklärt Holger Wicht, Pressereferent der Deutschen Aids-Hilfe in Berlin.

20.000
Menschen in Deutschland nehmen zur Zeit die Prep.

Das ist nicht passiert – leider, muss man sagen. Denn mehr Nutzer wären durchaus wünschenswert. Rund 20.000 Menschen in Deutschland nehmen zurzeit die Prep, entweder dauerhaft oder „anlassbezogen“, also zum Beispiel nur am Wochenende, wenn sie planen, Sex zu haben.

Wenn man kurz überschlägt, dass von 80 Millionen Einwohnern rund 850.000 Männer homo- oder bisexuell sind und davon etwa 600.000 Sex mit wechselnden Partnern praktizieren, ist der Anteil der Prep-Nutzer (es sind zu 98 Prozent Männer) tatsächlich noch sehr überschaubar. „Die Zahl explodiert nicht, aber wir rechnen damit, dass es noch mehr werden. Denn es spricht sich weiter herum, dass es die Prep gibt“, sagt Wicht, „etwa wenn Anwender ihren Freunden berichten, dass sie sich damit schützen und ihnen auch unbegründete Ängste vor Nebenwirkungen nehmen.“

Laut einer Evaluation des Robert Koch Instituts (RKI) von Ende 2021 treten auch andere beim Sex übertragbare, bakterielle Krankheiten wie Syphilis oder Gonorrhö, nicht häufiger auf, wenn das Kondom weggelassen wird. Da schwule Männer seit jeher vor allem in die Großstädte ziehen, überrascht es wenig, dass die meisten Prep-Nutzer in Nordrhein-Westfalen leben – und in Berlin, dass deutlich an der Spitze liegt.  

Wie stark die Prep nun tatsächlich die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland drückt, ist zurzeit  schwer zu ermitteln, da die Covid-Pandemie viele Effekte verzerrt. Laut neuesten Zahlen des RKI von Ende November 2022 haben sich in den letzten zwölf Monaten 1800 Menschen in Deutschland neu mit HIV infiziert, diese Zahl blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant. 1000 von ihnen waren MSM, deren Anteil ist um etwa 100 Menschen gesunken. Was bedeuten könnte, dass sich andere Gruppen vermehrt anstecken: Sexarbeiterinnen, Transmenschen, intravenöse Drogenkonsumenten oder Menschen in Haft - aber das bleibt vorerst nur eine These.

Auch für manche aus diesen Gruppen wäre der Einsatz der Prep sinnvoll, und sie mit diesem Angebot zu erreichen, eine wichtige Aufgabe. Global betrachtet ist der Fokus sowieso ein anderer. Während in den USA und in Europa vor allem MSM die Prep nehmen, konzentrieren sich die Prep-Programme in Asien und Subsahara-Afrika viel mehr auf junge Frauen und Sexarbeiterinnen. Sie gehören zu den Schlüsselgruppen, um die Epidemie im globalen Süden zu beenden.

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