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Axel Prahl (links) und Jan Josef Liefers bleiben mit dem Münster-“Tatort“ an der Spitze des Krimi-Rankings.

© imago/Future Image/IMAGO/Robert Schmiegelt

Zuschauer-Verlust beim „Tatort“ 2023: Aber Triumph der alten weißen Kommissare

Im Vorjahr schauten jeden neuen „Tatort“ der ARD noch etwa neun Millionen Menschen, dieses Jahr waren es ein paar Hunderttausend weniger.

Deutschlands populärste Fernsehreihe verliert weiter an Kraft: Die Zuschauerzahl des ARD-Quotenhits „Tatort“ ist 2023 im Schnitt augenfällig zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr. Etwa 8,6 Millionen schalteten jede Erstausstrahlung durchschnittlich zwischen Neujahr und dem zweiten Advent ein, wie die ARD der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Damit sank die mittlere Reichweite im Vergleich zum selben Zeitraum 2022 um etwa 500 000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Man muss bis 2011 zurückgehen, um einen niedrigeren Wert zu finden.

ARD kann zufrieden sein

Mit etwa 28,6 Prozent Marktanteil im Schnitt für jeden neuen „Tatort“ kann sich die ARD nach wie vor aber zufrieden zeigen. Der gesellschaftliche Trend, dass insgesamt immer weniger Menschen linear fernsehen, kann bei geringerer Reichweite durchaus gleichbleibende oder sogar höhere Marktanteile (Quoten) als früher bedeuten, schreibt dpa-Autor Gregor Tholl. In diesem Jahr kommt nur noch ein einziger neuer „Tatort“. Es ist am zweiten Weihnachtstag (26.12.) der Frankfurter Fall „Kontrollverlust“.

Bei den bislang 34 „Tatort“-Fällen 2023 schwankte die Zuschauerzahl stark: Den Münster-Krimi am 5. März sahen fast 14 Millionen, den Wiener „Tatort“ am sehr sonnigen Pfingstmontag (29.5.) oder den experimentellen „Tatort“ mit Ulrich Tukur im Oktober (22.10.) jedoch nur jeweils um die 6 Millionen. Auch der zweiteilige Berliner „Tatort“ mit der Neueinsteigerin Corinna Harfouch hatte mit 6,7 und 6,9 Millionen stieß nicht auf das größte Interesse.

Insgesamt sieben der bisherigen „Tatort“-Krimis landeten unter der 7-Millionen-Grenze, lediglich drei über der 10-Millionen-Grenze. Die erfolgreichsten Filme waren wie immer die aus Münster, wobei den zweiten Münster-Krimi des Jahres mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers am vergangenen Sonntag, dem zweiten Advent, fast drei Millionen weniger sahen als den ersten Film. Es waren aber immer noch knapp über 11 Millionen, die einschalteten. Der dritte „Tatort“ mit mehr als 10 Millionen Zuschauern war der Köln-Krimi „Abbruchkante“ am 26. März.

Schaut man die Quoten für die „Tatorte“ 2023 durch, muss auffallen, dass die Krimis mit traditioneller Who-dunnit-Erzählstruktur beim großen am besten ankamen, Experimente werden mit weniger Vergnügen gesehen. Und auch das fällt: Wenn „Tatorte“ aus Köln oder München oder Münster die Quotentabelle anführen, können sich die alten, weißen Kommissare auf die Schulter klopfen. Ob Klaus J. Behrendt oder Miroslav Nemec oder Axel Prahl - ihre Figuren scheinen auf attraktive Weise zu altern. So wie sich der „Tatort“ aus Dresden entwickelt, könnte das Fahndertrio aus Cornelia Gröschel, Karin Hanczewwski und Martin Brambach in diese Phalanx einbrechen.

Schon im Gesamtjahr 2022 erlebte der „Tatort“ einen leichten Zuschauerrückgang: Das durchschnittliche Publikum schrumpfte auf knapp unter 9 Millionen (Kalenderjahr 2021 noch fast 9,2 Millionen).

Der ARD-„Tatort“ mit rund 20 verschiedenen Teams bleibt dennoch mit Abstand Deutschlands populärste TV-Reihe. Es gibt ihn seit 1970. Seitdem wurden 1253 Filme mit dem Label ausgestrahlt.

Besonders viel Echo erlebte der „Tatort“ in den Jahren 2014 und 2015. Damals wurde jede neue Folge im Schnitt von fast 10 Millionen im TV verfolgt.

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