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Meinung: … China

Harald Maass über den FKK-Strand von Hongkong und die Angst des Regimes in Peking vor den Nudisten

Für viele Hongkonger ist die Sache einfach „unzivilisiert“. Andere warnen auf den Leserbriefseiten vor einer „Gefährdung der Jugend“ und „Pornografie“. Seitdem ein Freizeitklub mit dem Namen „Körperkunstverein“ bei der Stadtverwaltung die Anmietung eines verlassenen Strandabschnitts beantragt hat, sind Politik und Medien in Aufruhr. An dem Strand soll Asiens erster Nudistenklub entstehen.

Vereinspräsident Simon Cheung findet es an der Zeit, dass Hongkong einen Platz für die Freikörperkultur bekomme. Bisher müssen die 440 Mitglieder heimlich ihrem Hobby nachgehen. Seit Jahren treffen sich die Männer und Frauen an Stränden abseits der Hochhausmetropole, um gemeinsam „die Kunst zu genießen“. Nun will der Verein einen eigenen Strand mieten und zu einem kommerziellen FKK-Klub ausbauen. Mit Pornografie habe das nichts zu tun, betont Cheung: „Wir haben strenge Regeln gegen Leute mit schlechten Absichten“, sagt er.

Die Hongkonger sind jedoch alles andere als begeistert. FKK sei eine westliche Mode mit „geringer Akzeptanz in der chinesischen Gesellschaft“, schreibt ein Leser der „South China Morning Post“. Andere sehen die Jugend der Stadt gefährdet: „Der soziale Einfluss der Massen-Nacktheit sollte nicht unterschätzt werden, vor allem für Jugendliche“, warnt ein Leser.

In den meisten asiatischen Ländern gilt öffentliche Nacktheit als anrüchig. Ausnahme ist Japan, wo sich Männer und Frauen in den traditionellen „Onsen“-Badehäusern seit jeher ohne Kleider begegnen. Für viele Chinesen ist dies jedoch undenkbar. Der erste FKK-Klub der Volksrepublik China in der Provinz Zhejiang musste vergangenen Sommer noch vor der Eröffnung wieder schließen. Dabei sollten Männer und Frauen in dem Naturschutzpark nur streng voneinander getrennt und an speziellen Stellen die Hüllen fallen lassen. Den lokalen Behörden war so viel Nacktheit suspekt, sie verhängten ein Verbot. Auch im nördlichen Heilongjiang und in Sichuan scheiterten die Pläne am Widerstand der Behörden.

Vereinspräsident Cheung hofft in Hongkong jedoch auf eine Genehmigung. Mit Hilfe von Investoren will er eine Villa mit Klubanlage für mehrere Millionen Hongkong-Dollar bauen. Bisher haben nur Abgeordnete der oppositionellen Demokratischen Partei ihre Unterstützung zugesagt. Andere Parteien halten sich zurück. Unklar ist nämlich, ob für den FKK-Klub das Gesetz geändert werden muss. Nacktes Auftreten in der Öffentlichkeit wird in Hongkong bisher mit bis zu sechs Monaten Haft oder 97 Euro Geldbuße geahndet.

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