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Meinung: Bögers Taschenspielertricks

Betrifft: „Zurückgeschrieben: Werden Kinder sitzen gelassen?“ vom 25.

Betrifft: „Zurückgeschrieben: Werden Kinder sitzen gelassen?“ vom 25. Mai 2003

Auf den ersten Blick hat Schulsenator Klaus Böger mit seiner Antwort Recht. Manche Kinder brauchen mehr Zeit zum Lernen. Dennoch ist seine Reaktion zynisch. Denn es hilft diesen Kindern nicht, wenn sie ein zweites Mal in der selben Klassenstufe ihre Zeit absitzen, ohne dass sich jemand fördernd kümmert.

Herr Böger zitiert seine Erkenntnisse aus der PisaStudie, dass die ersten Jahre in der Schule die entscheidenden seien. Auch damit hat er Recht. Nur entscheidend ist, was in diesen Jahren geschieht. In den erfolgreichen Ländern werden Kinder von zusätzlichen Förderlehrern parallel zum Unterricht und mit zusätzlichen Förderstunden beim Lernen unterstützt. Bei uns sitzen nicht selten fast 30 Kinder mit einer Lehrerin in der Klasse. Sinnvolle pädagogische Maßnahmen werden zusammengestrichen, es wird versucht, das Letzte aus den Schulen und ihren Menschen herauszupressen.

Mit Taschenspielertricks, wie das Wiederholen einer Klasse als Fördermaßnahme zu verkaufen, wird pädagogische Innovation geheuchelt. Was haben Kinder davon, wenn die Lehrer ihre Zeit verwenden, um Sprachtagebücher zu führen? Diese Stunden wären besser in die Arbeit mit den Kindern investiert.

Berlin ist arm. Und es wird ärmer, wenn an den Schulen über Gebühr gespart wird.

Hartmut Raatz, Berlin-Steglitz

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