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Organspenden: Die Pflicht zur Frage

Die Diskrepanz kann größer nicht sein. Acht von zehn Deutschen denken positiv über Organspenden – doch nur etwas mehr als jeder Zehnte hat einen Spenderausweis.

Die Diskrepanz kann größer nicht sein. Acht von zehn Deutschen denken positiv über Organspenden – doch nur etwas mehr als jeder Zehnte hat einen Spenderausweis. 2010 konnten von 1296 Menschen in Deutschland Herz oder Nieren entnommen werden, und bei der Internetkampagne von Gesundheitsminister Rösler meldeten sich nur 242 Spender. Bequemlichkeit, fehlende Informationen – vor allem aber die Scheu, sich mit dem heiklen Thema des eigenen Todes auseinanderzusetzen, erklären die Zurückhaltung. Sich zur Spendenbereitschaft zu äußern, wenn Führerschein oder Personalausweis beantragt werden, wie es CDU und SPD jetzt vorschlagen, könnte ein erfolgreicher Weg sein, die Zahlen zu steigern. Aus der Debatte wäre dann die umstrittene Widerspruchslösung, bei der jeder als möglicher Organspender gilt, der dies nicht vorher untersagt hat. Vieles ist noch ungeklärt, viele Ängste bleiben. Ob 16-Jährige reif genug sind, sich zu entscheiden, und ob und wie man seinen Willen später revidieren kann, sind einige der Fragen. Die überparteiliche Initiative tut jedenfalls aus verfassungsrechtlicher Sicht gut daran, wenn die Bürger nicht zur Beantwortung gezwungen werden sollen, sondern dies ein freiwilliger Akt ist. Die Deutschen müssen sich schon gefallen lassen, dass sie mit einer solchen Frage konfrontiert werden. Sich auch gegen Ja oder Nein zu entscheiden, ist aber ihr gutes Recht. gn

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