zum Hauptinhalt

Meinung: Europa – ein Wunder

Zum 50. Jahrestag der EU Bei herrlichstem Wetter und in bester Stimmung feierte die EU in Berlin den 50.

Zum 50. Jahrestag der EU

Bei herrlichstem Wetter und in bester Stimmung feierte die EU in Berlin den 50. Jahrestag der Römischen Verträge. Das Volk blieb dabei, wie man es von den Berlinern gewohnt ist, mit den Füßen auf der Erde, im Tiergarten sogar mit Ganzkörperkontakt; und das war auch gut so. Doch von Politikern und Kommentatoren hätte man eine etwas höhere Tonlage erwartet. Gewiss wurde positiv über das europäische Einigungswerk gesprochen, doch immer mit einem kleinmütig besorgten Unterton, so als hätte der Nutzen nur ein knappes Übergewicht gegenüber den Kosten. Warum sagt denn niemand laut und deutlich, dass die europäische Einigung die größte politische Leistung nicht nur Europas, sondern der Menschheit in ihrer gesamten Geschichte ist? Etwas Vergleichbares hat es noch nie, nicht einmal annäherungsweise, gegeben.

Gewiss ist Kritik an der Brüsseler Regulierungswut berechtigt. Aber man sollte sich jedes Mal klar machen, dass eine einzige überflüssige Regel der EU-Behörde immer noch besser ist als 27 verschiedene, selbst wenn jede von diesen besser ist als die einzige. Und wenn man das Gezerre zwischen alten und neuen, reichen und armen, großen und kleinen Mitgliedstaaten beklagt, sollte man sich an die innerdeutsche Zwietracht erinnern, die dazu führt, dass sich nicht einmal die Landesfürsten der gleichen Partei auf eine Linie einigen können. Deutschland hat tausend Jahre gebraucht, um seinen Partikularismus zu überwinden, und es schlägt sich damit noch immer herum. Was erwartet man dann von 27 Nationen mit zwei Dutzend verschiedenen Sprachen?

Was Europa in der kurzen Zeit seit den Römischen Verträgen erreicht hat, ist nicht das, was sich Utopisten erträumten, doch jedem Realisten muss es wie ein Wunder erscheinen.

Prof. Dr. Hans-Dieter Gelfert,

Berlin-Nikolassee

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false