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Islam in der Türkei: Frei nur auf dem Kopf

Der Einzug des islamischen Kopftuchs ins türkische Parlament markiert einen weiteren Triumph von Recep Tayyip Erdogan über seine politischen Gegner. An sich ist es zu begrüßen, dass ein zu 99 Prozent muslimisches Land aufhört so zu tun, als gebe es keine Frauen im Kopftuch.

Der Einzug des islamischen Kopftuchs ins türkische Parlament markiert einen weiteren Triumph von Recep Tayyip Erdogan über seine politischen Gegner. An sich ist es zu begrüßen, dass ein zu 99 Prozent muslimisches Land aufhört so zu tun, als gebe es keine Frauen im Kopftuch. Erdogans Leute sprechen deshalb von Normalisierung. Seine Gegner sehen eher ein wahltaktisches Manöver. Tatsächlich würde eine auf Normalisierung drängende Regierung auch jene gesellschaftlichen Realitäten im Land respektieren, die ihr politisch nicht so gelegen kommen. Doch der Einsatz der AKP für Normalität und Demokratie ist leider viel zu häufig auf die eigenen Parteiinteressen begrenzt. Wenn ein Ministerpräsident wie Erdogan sagt, wer Alkohol trinken wolle, solle das gefälligst zu Hause tun, zeigt er kein Verständnis für andere Lebensweisen als seine eigene oder die seiner Anhänger. Bei den Gezi-Unruhen vom Juni gab sich die Regierung lieber düsteren Verschwörungstheorien hin, als zu versuchen, die Gründe hinter den Protesten zu erforschen. Auch das gehört zur türkischen Normalität im Jahr 2013: Viele Menschen im Land empfinden Erdogans Politik als Versuch, sie auf eine konservative Linie zu zwingen. Die Freigabe des Kopftuches wird daran nichts ändern. güs

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