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PORTRÄT RICHARD HOLBROOKE US-SONDERBOTSCHAFTER:: "Keine Lösung für Afghanistan ohne Nachbarn"

Iran und die USA nähern sich an. 30 Jahre nach der Besetzung der US-Botschaft in Teheran während der islamischen Revolution und der 444 Tage Geiselhaft für gut 50 Amerikaner scheint ein Ende der Eiszeit möglich.

Eben erst hatte Barack Obama Teheran in einem Videogruß zum iranischen Neujahrsfest direkte Begegnungen angeboten. Elf Tage später folgten bei der Afghanistankonferenz in Den Haag Taten: ein Gespräch zwischen US- Sonderbotschafter Richard Holbrooke und Irans Vizeaußenminister Mehdi Akhondzadeh. Ihr Treffen war „ungeplant und kurz“, Ergebnisse wurden nicht bekannt außer der Absicht, „in Kontakt zu bleiben“. An den dürftigen Informationen aus dem Mund der US- Außenministerin Hillary Clinton lässt sich ablesen, wie vorsichtig beide Seiten sind. Die 30 Jahre seit der Besetzung der US-Botschaft in Teheran während der islamischen Revolution und der 444 Tage Geiselhaft für gut 50 Amerikaner glichen einer Eiszeit.

So waren bereits die Umstände des Treffens eine Nachricht. Das gemeinsame Interesse an einer friedlichen Entwicklung in Afghanistan soll helfen, die Barrieren zu überwinden. Iran leidet als direkter Nachbar unter einer Flüchtlingswelle und dem Drogenschmuggel, die USA wollen das Risiko für ihre Truppen reduzieren. Solche Gespräche auf Botschafterebene zwischen Iran und den USA zu Afghanistan hatte es auch unter Bush gegeben. Doch sie wurden vertraulich behandelt. Die Begegnung in Den Haag ist von neuem Kaliber: Iran schickte einen Vizeaußenminister; Holbrookes Gewicht ist größer, als es sein Titel eines Sonderbotschafters für Afghanistan und Pakistan ausweist.

Der 67-Jährige hatte 1995 in Dayton den Frieden für Bosnien ausgehandelt. Sein unnachgiebiger Umgang mit Serben, Kroaten und bosnischen Muslimen wurde danach gelobt – auf einen groben Klotz gehöre ein grober Keil. Er war Außenstaatssekretär für Asien (1977–81) und Europa (1994– 96), Botschafter in Deutschland (1993–94) und bei den UN (1999– 2000). Zwischendurch verdiente er Geld als Investmentbanker. Unter einer Präsidentin Hillary Clinton hätte Holbrooke Außenminister werden können. Unter Obama wurde sie es. Er möchte eine weitere historische Friedenslösung mit seinem Namen verbinden.

Durch die Wahl Holbrookes für die Mission ist klar: Der neue Ton gegenüber Teheran ist kein Selbstzweck. Die USA sind bereit, Irans Einfluss und Interessen in der Region anzuerkennen. Sie zeigen Respekt, indem sie von der „Islamischen Republik“ reden. Aber auch Iran muss sich bewegen. Wenn Teheran nur auf Zeit spielt, schließt sich das Fenster der Offenheit wieder. Christoph von Marschall

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