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Meinung: „Meine größte Schwäche ist die Ungeduld“

Er sei zu intelligent und furchtbar ehrgeizig: Das ist das Negativste, was über David H. Petraeus gesagt wird.

Er sei zu intelligent und furchtbar ehrgeizig: Das ist das Negativste, was über David H. Petraeus gesagt wird. Ansonsten sind sich fast alle Militärs, die zum neuen Oberkommandierenden im Irak befragt werden, einig: Wenn einer die Sache noch einmal umdrehen kann, dann er.

Petraeus wird oft als „gelehrter Soldat“ bezeichnet, weil er einer der führenden Intellektuellen der US-Armee ist, der nicht nur eine Ausbildung in der Militärakademie Westpoint genoss, sondern auch internationale Beziehungen in Princeton studierte. Der Sohn niederländischer Einwanderer hat aber auch Einsatzerfahrung: Er war rechte Hand des Nato-Kommandeurs in Bosnien und hat im Irakkrieg die 101. Airborne Division geführt. Mit ihr befriedete er die Stadt Mossul, die nach seinem Weggang im September 2004 wieder zum Unruheherd wurde. Dann war er für den Wiederaufbau der irakischen Armee verantwortlich, deren Auflösung Petraeus von Anfang an für einen Fehler gehalten hatte. Er gehört zu denen, die schon lange für mehr Soldaten im Irak plädieren – im Gegensatz zu Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und dem bisherigen Oberkommandierenden im Irak, George W. Casey.

In den letzten anderthalb Jahren hat der 54-Jährige in Fort Leavenworth eine neue Armeedoktrin zur Bekämpfung von Aufständischen entwickelt, die das mehr als 30 Jahre alte Counterinsurgency- Handbuch ersetzt. Seit dem Sommer werden Teile davon im Irak angewandt, besonders in Bagdad. Wie in Mossul verfolgt Petraeus einen ganzheitlichen Ansatz: Sicherheit ist das Wichtigste, die durch ständige Truppenpräsenz in einzelnen Stadtvierteln gewährleistet werden soll. Aber militärische Mittel allein helfen nicht, wenn sie nicht von wirtschaftlichem und politischem Aufbau begleitet werden.

Petraeus ist ein Vordenker des modernen Militärs. Er glaubt, dass in zukünftigen Konflikten der Wiederaufbau von Gesellschaften eine große Rolle spielen wird und setzt deshalb auf geistig flexible Armeeführer. Die müssten lernfähig genug sein, um Aufgaben zu übernehmen, für die sie nie ausgebildet wurden – von Diplomatie bis zur Wahlorganisation und zur Strom- und Wasserversorgung.

Der General ist auch auf ein Scheitern vorbereitet. Seine Abschlussarbeit in Princeton trägt den Titel „Das amerikanische Militär und die Lehren aus Vietnam“. Petraeus will verhindern, dass die Armee nach Irak abermals eine Phase der Mutlosigkeit und Resignation durchläuft.

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