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Politik: ... unsere Autos alt aussehen

Die meisten Probleme, mit denen wir uns gerade so herumschlagen, haben mit dem Altern unserer Gesellschaft zu tun – das viel beschworene MethusalemKomplott beginnt zu wirken. Doch begreifen wir es schon in allen Verästelungen?

Die meisten Probleme, mit denen wir uns gerade so herumschlagen, haben mit dem Altern unserer Gesellschaft zu tun – das viel beschworene MethusalemKomplott beginnt zu wirken. Doch begreifen wir es schon in allen Verästelungen? Heute zum Beispiel erhöht der ADAC seine Mitgliedsbeiträge um 16 Prozent. Und führt zur Begründung an, immer mehr Mitglieder mit immer älteren Autos beanspruchten immer mehr Leistungen. Da haben wir’s: Nicht nur wir selbst altern, sondern auch unsere Autos mit uns, und der ADAC, der sich ja gern als die andere Solidargemeinschaft sieht, ächzt unter ähnlichen Strukturproblemen wie die Sozialversicherung. Die Geburtenraten an den Fließbändern sinken unaufhörlich, und die durchschnittliche Familienkutsche ist heute schon fast acht Jahre alt. Einst hat Gevatter Rost Käfer wie Benz gleichermaßen gerecht zum sozialverträglichen Frühableben gezwungen, heute rollen solche Möhren, voll verzinkt, immer weiter, werden aber nicht mehr richtig gewartet und deshalb ständig von Pannen heimgesucht.

Es kostet ein Heidengeld, sie immer wieder flott zu machen: Auspuffspiegelungen! Bremskatheter! Transporte in die Spezialwerkstatt! Schon jetzt sind Zeiten absehbar, da der Verein greise Monteure mit dem Telebus von sonst wo losschicken muss, weil die jungen Pannendienstler keine Ahnung von Doppelregistervergasern und Benzinpumpen haben und sowieso hilflos sind, wenn sie nicht irgendwo ihren Laptop an den Fehlerspeicher anschließen können.

Im Grunde sehen wir hier ein weiteres Versäumnis der Ära Blüm. Eine Pflegeversicherung für Autos, angesiedelt bei den so genannten Gelben Engeln, hätte dieses Verhängnis zumindest hinausschieben und im Sinne der sozialen Gerechtigkeit mildern können. Der ADAC eine Bundesagentur für Autofahrer, der Beitrag der Versicherung gestaffelt nach den jeweiligen Einkünften inklusive Mieteinnahmen und Kapitalerträgen – es ist schließlich nicht einzusehen, dass der Hartz-IV-Empfänger für seine Mobilitätsabsicherung den gleichen Betrag zahlen muss wie der Multimillionär, der ohnehin den Hubschrauber kommen lässt, wenn der Drittferrari streikt.

Der ADAC, immerhin, gibt auch so nicht auf. Sein nächstes Projekt ist ein „Pisa-Test“ für die deutschen Autofahrer, der den Blick auf das Elend der Fahrschulen richten wird: deutsche Fahrlehrer, ausgebrannt mit 55, entnervt von harthörigen Schülern und altersschwachen Prüfern, die längst in Rente gehören? Methusalem ist überall. bm

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