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Vereinte Nationen: Chan übernimmt Leitung der WHO

Mit der neuen Chefin der Weltgesundheitsorganisation steht ab Donnerstag erstmals eine Chinesin an der Spitze einer UN-Sonderorganisation. Die Ärztin Margaret Chan gilt als Expertin für die Vogelgrippe.

Genf - Die aus Hongkong stammende 59-Jährige ist seit vier Jahren bei der Weltgesundheitsorganisation WHO. 2005 übernahm sie die Abteilung für die Überwachung übertragbarer Krankheiten und koordinierte das Grippe-Bekämpfungsprogramm der Genfer Organisation. Mit ihrer Wahl im November trugen die WHO-Mitglieder auch einem drohenden Übergreifen der Vogelgrippe auf den Menschen Rechnung, das Millionen Tote bringen könnte.

Eigentlich habe sie Lehrerin werden wollen, berichtete Chan im vergangenen Jahr in der "New York Times". Als "traditionelle Asiatin" folgte sie aber ihrem Mann und schrieb sich an der Medizin-Fakultät der kanadischen Universität von West-Ontario ein. Zudem sicherte sie sich einen Abschluss in öffentlicher Gesundheit an der Uni Singapur. Zurück in Hongkong trat sie 1978 in die Gesundheitsbehörde der damaligen britischen Kronkolonie ein, deren Leitung sie 1994 übernahm. Dort richtete sie ein Alarm-System für übertragbare Krankheiten ein.

"Autoritär, aber effizient"

1997 wurden erste Fälle des Vogelgrippen-Virus H5N1 beim Menschen festgestellt; in Hongkong gab es sechs Tote. Chan entschied rasch, alle 1,4 Millionen Nutzvögel in der chinesischen Metropole notschlachten zu lassen. Mit diesem radikalen Vorgehen stieß sie damals auf erbitterten Widerstand; aus Sicht der internationalen Gemeinschaft tat sie aber genau das Richtige und verhinderte ein Übergreifen der Krankheit. "Sie ist eine autoritäre, aber effiziente Persönlichkeit", sagt ein Genfer Diplomat, der ihren Aufstieg bei der WHO verfolgt hat.

Unmittelbar vor ihrem Wechsel nach Genf wütete die tödliche Lungenkrankheit SARS in Hongkong. 299 Menschen starben. Chans damaliges Krisen-Management wird unterschiedlich bewertet. Die Hongkonker Presse warf ihr mangelnde Standhaftigkeit gegenüber Peking vor, das lange jeden Krankheitsfall auf eigenem Territorium bestritt. Nachdem China auch beim Kampf gegen die Vogelgrippe wegen mangelnder Zusammenarbeit am Pranger steht, muss Chan zeigen, dass sie in ihrer fünfjährigen Amtszeit als WHO-Generalsekretärin auch für mehr Transparenz im eigenen Land sorgt.

Kampf für bessere Gesundheitsversorgung

Als Schwerpunkte abseits der Bekämpfung von Epidemien nannte Chan nach ihrer Ernennung im November den Kampf für eine bessere Gesundheitsversorgung in Afrika und von Frauen weltweit. Auch wenn "alle Regionen, Länder und Menschen gleich wichtig sind", sehe sie beide Bereiche als "Schlüsselhinweise für die Leistungen der WHO" unter ihrer Führung, sagte sie. Sie forderte dabei auch ein stärkeres Engagement der 193 WHO-Mitgliedsstaaten, denn "das Fehlen von Ressourcen und zu wenig politischer Einsatz" seien "oft die wahren Killer".

Seit November führt Chan zudem Gespräche über die Reform der oft als zu bürokratisch kritisierten WHO. Laut ihrem Sprecher Ian Simpson will sie diese auch in den ersten Monaten nach ihrem Amtsantritt fortführen, bevor sie konkrete Vorschläge für Änderungen macht. (Von Patrick Baert, AFP)

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