zum Hauptinhalt

Hintergrund: "Die RAF ist nun Geschichte"

Vor neun Jahren verkündete die Terrororganisation ihr Ende. Zwei Jahrzehnte lang hatte die RAF die Bundesrepublik mit ihren Aktionen in Atem gehalten.

Frankfurt/Main - "Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte". Mit diesen Worten zog die Rote-Armee-Fraktion (RAF) im April 1998 in einem Schreiben einen Strich unter ihre Terroraktionen. Mehr als 30 Morde gingen in dieser Zeit auf das Konto der RAF. Ihre Wurzeln liegen in der Studentenbewegung der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Anders als in manchen diktatorisch regierten Staaten speiste sich der Terrorismus in Deutschland nicht aus sozialen Defiziten. Vielmehr kamen die meisten Terroristen aus gehobenem Milieu. Sie gingen in den 60er Jahren mit der Generation ihrer Eltern hart ins Gericht und warfen ihnen angesichts der NS-Gräueltaten moralisches Versagen vor.

Ziel der RAF-Terroristen war es, durch systematische Gewalt auf ausgewählte Repräsentanten des "Systems" die "herrschende Schicht" zu verunsichern und die "unterdrückte Klasse" zu mobilisieren. Die Bevölkerung solidarisierte sich jedoch mit der politischen Führung, nicht mit ihren militanten Gegnern.

Die "Baader-Meinhof-Bande"

Seinen Anfang nahm der Terror 1968, als Andreas Baader und Gudrun Ensslin in zwei Kaufhäusern in Frankfurt am Main Brände legten. Dem Duo schloss sich die Journalistin Ulrike Meinhof an. Die "Baader-Meinhof-Bande" verbreitete fortan mit Mord- und Bombenanschlägen sowie Banküberfällen Entsetzen und Verunsicherung. 1972 wurden Baader, Ensslin und Meinhof gefasst, ebenso ihre Komplizen Jan-Carl Raspe und Holger Meins.

Die Gesinnungsgenossen der Fünf machten aber weiter und ließen sich von palästinensischen Freischärlern ausbilden. 1977 erreichte die Terrorwelle ihren Höhepunkt. Generalbundesanwalt Siegfried Buback, der Bankier Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer wurden ermordet.

Der Fall "Landshut"

Schließlich kaperten palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" mit 91 Insassen. Sie wollten von der Bundesregierung die Freilassung inhaftierter RAF-Mitglieder erpressen. Die Terroristen erschossen den Flugkapitän und zwangen die Besatzung zur Landung in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Dort stürmte eine Sondereinheit der GSG 9 das Flugzeug. Bei der Befreiungsaktion überlebten alle Geiseln, drei der vier Entführer wurden erschossen.

Wenige Stunden nach Bekanntwerden der Befreiungsaktion wurden Baader, Ensslin und Raspe im Hochsicherheitsgefängnis von Stuttgart-Stammheim tot aufgefunden. Das Untersuchungsergebnis lautete: Selbstmord durch Pistolenschüsse. Wie die Waffen in die Zellen gelangten, blieb ungeklärt. Jahrelang hielt sich in der Sympathisantenszene die Meinung, die drei RAF-Leute seien ermordet worden.

Bad Kleinen und das Ende der RAF

Die Mitstreiter mordeten derweil weiter. Die nächsten prominenten Opfer waren der Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und der Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt, Gerold von Braunmühl (1986), der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen (1989) sowie Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder (1991). Im März 1993 sprengte die RAF den Neubau der Justizvollzugsanstalt im hessischen Weiterstadt in die Luft - Schaden: 100 Millionen Mark.

Drei Monate später machte die RAF erneut von sich reden, als bei der Festnahme der Terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld im mecklenburg-vorpommerschen Bad Kleinen Grams einen GSG-9-Polizisten erschoss und selbst den Tod fand. Im Prozess 1996 in Frankfurt am Main rief Hogefeld die RAF zur Auflösung auf und erklärte den Kampf für gescheitert. Erst zwei Jahre später verkündete die Terrororganisation ihr Aus.

(Von Sabine Meuter und Guido Heisner, ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false