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Lars Klingbeil, Vorsitzender der SPD, bei einer Pressekonferenz in Berlin

© Bernd von Jutrczenka/dpa

SPD-Vorsitzender: Klingbeil sieht in Waffenlieferungen an Ukraine „völlig falsches Signal“

Der SPD-Chef hält die Ablehnung seiner Partei zu Waffenlieferungen trotz internationaler Kritik für den richtigen Weg. Warum, hat er in einem Interview erklärt.

Trotz heftiger internationaler Kritik hat SPD-Chef Lars Klingbeil die Ablehnung seiner Partei zu Waffenlieferungen an die Ukraine bekräftigt. „Gerade in der jetzigen Situation würde es dazu führen, dass wir eine Tür aufstoßen, die wir vielleicht nicht mehr zubekommen“, sagte am Sonntag in einem Interview der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. „Es geht gerade darum, mit der russischen Seite diplomatische Gespräche zu führen, wie wir Krieg mitten in Europa abwenden können.“ Er glaube, dass Waffenlieferungen „ein völlig falsches Signal“ wären.

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Klingbeil machte deutlich, dass er auch die von Estland beantragte Weitergabe von Artilleriegeschützen aus DDR-Altbeständen an die Ukraine kritisch sieht. „Ich halte nichts von Waffenlieferungen in Krisengebiete, egal aus welchem Land sie kommen“, sagte er auf eine entsprechende Frage. Estland will neun Haubitzen an die Ukraine geben - das Land hat sich aber verpflichtet, vor einer Weitergabe an Dritte die Zustimmung Deutschlands einzuholen.

Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarschs in der Nähe der Ukraine wird im Westen befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in das Nachbarland planen könnte - Moskau dementiert das.

„Die Eskalation, die wir gerade erleben, die geht von Russland aus“

Angesprochen auf die umstrittene Kritik von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) an der Ukraine unterstrich Klingbeil, dass die aktuelle Eskalation aus Sicht der Parteiführung von Russland ausgeht. „Wir nehmen absolut ernst was da passiert.“ Das sei eine dramatische Lage mitten in Europa. „Wir sagen sehr klar als Parteiführung, auch der Bundeskanzler hat das betont: Die Eskalation, die wir gerade erleben, die geht von Russland aus.“ Er fügte hinzu: „Wir nehmen gerne Ratschläge entgegen, und es ist auch völlig okay, wenn andere sich in die Debatte einmischen. Aber die, die Verantwortung für die Partei tragen, die sind klar und deutlich und unmissverständlich.“

Schröder hatte die deutsche Absage an Waffenlieferungen in die Ukraine verteidigt und die ukrainische Kritik daran mit deutlichen Worten zurückgewiesen. „Ich hoffe sehr, dass man endlich auch das Säbelrasseln in der Ukraine wirklich einstellt“, sagte er in dem Podcast „Die Agenda“. „Denn was ich dort vernehmen muss, auch an Schuldzuweisungen an Deutschland, wegen der ja vernünftigen Absage an Waffenlieferungen, das schlägt manchmal doch dem Fass den Boden aus.“ (dpa)

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