zum Hauptinhalt

Politik: Krach im Sender

BBC sieht ihre eigene Rolle in der Kelly-Affäre kritisch

Die BBC geißelt sich selbst. Unter strengster Geheimhaltung ist der Bericht Lord Huttons über den Tod des Waffeninspekteurs David Kelly und die britische Entscheidung für den Irakkrieg in die Druckerei geschickt worden. Das Urteil des hohen Richters wird am kommenden Mittwoch verkündet werden. Es könnte die britische Regierung in eine tiefe Krise stürzen – oder Tony Blair eine weiße Weste und seinem Lächeln wieder Glanz verleihen. Die BBC indes strahlte bereits am Mittwochabend ihre Version des Hutton-Berichts aus und übte in schärfster Form Kritik an ihren eigenen Chefredakteuren, ihrem Generaldirektor und Aufsichtsrat.

BBC-Generaldirektor Greg Dyke habe „auf wackligster Grundlage den Hof verwettet“, so BBC-Reporter John Ware, der für seine 90-minütige TV-Rekonstruktion der Affäre völlige redaktionelle Unabhängigkeit erhielt. „Wacklig“ – damit meinte er den Bericht von BBC-Reporter Andrew Gilligan. Gilligan hatte behauptet, die Regierung Blair habe „wissentlich“ übertriebene Behauptungen über Saddam Husseins Waffenprogramme in ihre Dossiers geschrieben. Die Hutton-Untersuchung zeigte jedoch, dass diese Vorwürfe unhaltbar und von Kelly nicht gedeckt waren. Die Chefs der BBC hätten dies lange vorher wissen müssen, warf der Journalist nun seinen eigenen Arbeitgebern vor. Es sei den Verantwortlichen aber wichtiger gewesen, gegenüber der Regierung Blair Unabhängigkeit zu demonstrieren, als den Redakteuren genau auf die Finger zu schauen. Der Treuhänderrat und dessen Vorsitzender, Gavyn Davies, hätten mit Dyke gemeinsame Sache gemacht, statt die BBC zu kontrollieren und sich mit den vorliegenden Fakten vertraut zu machen. Reporter Andrew Gilligan – den die BBC längst aus dem Rampenlicht genommen hat – beschwerte sich in der „Times“ über die Kollegenschelte.

Matthias Thibaut

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false