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Gaza-Krieg: Menschenrechtler spricht von Kriegsverbrechen

Der Menschenrechtler Ranji Sourani spricht von Kriegsverbrechen im Gazastreifen. Die Hamas sei durch die Angriffe gestärkt worden.

Berlin - „Diese 22 Tage Krieg in Gaza waren die blutigsten Tage der 41 Jahre andauernden israelischen Besatzung“, sagt Ranji Sourani. Ausmaß und Brutalität der israelischen Angriffe auf die Bevölkerung in Gaza seien „einmalig“. Sourani widmet sich seit fast 15 Jahren der Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen und dem Kampf für Rechtsstaatlichkeit in den Palästinensergebieten. Die Kritik seines Palästinensischen Zentrums für Menschenrechte (PCHR) in Gaza richtet sich gegen die israelische Besatzungsmacht, aber auch gegen die von der Fatah geführte Autonomiebehörde sowie die islamistische Hamas.

„Ganze Familien wie die Sammounehs, von denen mindestens 38 Personen starben, wurden ausgelöscht; ganze Stadtteile dem Erdboden gleichgemacht.“ Souranis 57 Mitarbeiter, die die Zerstörung und die Toten namentlich auf der Website des Zentrums dokumentieren, stünden unter Schock. „90 bis 95 Prozent der angegriffenen Ziele waren ziviler Natur“, behauptet er. Das seien aus Sicht des Völkerrechts eindeutig „Kriegsverbrechen“. Doch die Welt schaue zu. „Unsere Menschenleben zählen weniger“, konstatiert Sourani.

Schwere Vorwürfe macht Sourani dem Westen. Er habe sich „implizit“ mitschuldig gemacht an der zweijährigen Abriegelung des Gazastreifens und seiner 1,5 Millionen Bewohner. „Wir wurden zu Zootieren degradiert, denen man gerade genug Futter hinwirft, damit sie nicht verhungern.“ Israel hatte die Grenzübergänge, über die Lebensmittel, Medikamente, Treibstoff und andere Güter in den schmalen Landstreifen gelangen, nach dem Wahlsieg der Hamas 2006 fast hermetisch geschlossen. Europa werde zukünftig den Palästinensern nicht mehr sagen können, dass Selbst mord at ten tate unmenschlich seien. „Mit welchem Recht?“, fragt Sourani. Nach seiner Ansicht geht die Hamas mittelfristig gestärkt aus dem Waffengang hervor. Im Krieg habe sie „höchstens eine Hand verloren“.

Israel zog derweil drei Tage nach Beginn einer Waffenruhe seine Truppen vollständig aus dem Gazastreifen zurück. Ein Teil der Truppen blieb aber in erhöhter Alarmbereitschaft. Andrea Nüsse

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