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Politik: Nahost: Scharon: Krieg ohne Kompromisse

Israelis und Palästinenser sind über Ostern noch tiefer im Strudel der Gewalt versunken. Seit Karfreitag wurden auf beiden Seiten rund 50 Menschen getötet.

Israelis und Palästinenser sind über Ostern noch tiefer im Strudel der Gewalt versunken. Seit Karfreitag wurden auf beiden Seiten rund 50 Menschen getötet. Nach einem weiteren Selbstmordanschlag mit 16 Toten in Haifa weitete Israel seine Militäroffensive im Westjordanland aus. Mit starken Verbänden rückte die Armee in der Nacht zum Ostermontag mit zahlreichen Panzern in die Stadt Kalkilia im Norden des Westjordanlands ein. In einer Reihe von Lynchmorden an mutmaßlichen Kollaborateuren wurden in verschiedenen Städten des Westjordanlands elf Palästinenser von den eigenen Leuten getötet.

Zum Thema Online Spezial: Nahost Fotostrecke: Nahost zwischen Krieg und Friedensplänen Allein in Ramallah sind nach palästinensischen Angaben seit Beginn der israelischen Offensive 25 Palästinenser getötet worden. In einer Fernsehansprache machte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon am Sonntagabend Palästinenserpräsident Jassir Arafat für die Eskalation der Gewalt verantwortlich und nannte ihn einen "Feind Israels und der gesamten freien Welt". Scharon verteidigte das israelische Vorgehen in einer Fernsehansprache mit den Worten: "Der Staat Israel befindet sich im Krieg, im kompromisslosen Krieg gegen den Terrorismus." Zuvor waren am Sonntag bei neuen palästinensischen Selbstmordanschlägen in Haifa und einer jüdischen Siedlung 16 Israelis getötet und über 40 verletzt worden.

Arafat ist seit Samstag praktisch ein Gefangener Israels. Das Militär hielt auch am Montag die Belagerung seines Hauptquartiers in Ramallah aufrecht. Seit Sonntagabend halten sich bei Arafat etwa 40 ausländische Sympathisanten auf, darunter auch zwei Deutsche. Die israelische Zeitung "Jediot Achronot" zitierte Scharon am Montag mit den Worten, er werde sich nicht an seine Zusage halten, Arafat und seinen engsten Mitarbeitern nichts zu Leide zu tun, sollten die Selbstmordanschläge in Israel andauern.

Die diplomatischen Vertreter der EU, Russlands, der USA und der Vereinten Nationen bemühten sich am Montag um ein Treffen mit dem belagerten Arafat. "Die internationalen Vermittler tun alles, damit sich die Lage nicht noch weiter verschlechtert", sagte der russische Nahost-Sonderbeauftragte Andrej Wdowin nach einem Gespräch mit dem israelischen Außenminister Schimon Peres. An dem Treffen nahmen auch der Nahostbeauftragte der Vereinten Nationen, Terje Larsen, der US-Vermittler Anthony Zinni und der EU-Beauftragte Javier Solana teil.

Der israelische Armeesprecher Ron Kitri betonte am Montag, die Militäroffensive in den Palästinensergebieten sei zeitlich begrenzt. Ein wichtiger Faktor sei dabei die Unterstützung der USA, betonte Kitri im Armeesender. Er deutete an, dass die Armee die Teilmobilisierung der Reservisten ausweiten könnte. Bislang hat das Militär 20 000 Reservisten eingezogen. In mehreren Städten im Westjordanland kam es angesichts der erwarteten Invasion israelischer Truppen zu Lynchmorden an Palästinensern, die angeblich mit Israel zusammengearbeitet haben.

Mit Empörung haben Politiker in Frankreich auf die Serie von Anschlägen gegen jüdische Einrichtungen reagiert, die offenbar in Zusammenhang mit der Lage in Nahost stehen. Staatspräsident Jacques Chirac äußerte sich entsetzt über die Übergriffe, durch die am Osterwochenende jüdische Gotteshäuser in mehreren Städten beschädigt wurden.

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