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Getötete Journalistin: Russland warnt den Westen

Man solle den "tragischen Tod" der Journalistin Anastasia Baburowa und des Anwalts Stanislaw Markelow nicht "künstlich politisieren", schreibt das russische Außenministerium. Der auf offener Straße ermordete Anwalt und die Journalistin wurden am Freitag beigesetzt.

Dmitri Muratow, der Chefredakteur der regimekritischen „Nowaja Gaseta“ war empört: Nie hätten russische Journalisten und ihre Kollegen im Ausland „PR-Tänze auf den Knochen ihrer noch nicht einmal begrabenen Kollegen vollführt“. Muratow reagierte damit auf eine offizielle Erklärung des russischen Außenministeriums, die den Westen davor warnt, den „tragischen Tod“ der Journalistin Anastasia Baburowa und des Anwalts Stanislaw Markelow „künstlich zu politisieren“. Beide waren am Montag in Moskau erschossen und am Freitag beigesetzt worden.

Russlands demokratische Opposition und internationale Menschenrechtsgruppen, darunter die Journalistenorganisation „Reporter ohne Grenzen“, reagierten auf den Doppelmord mit Entsetzen und vermuten politische Hintergründe. Der Anwalt hatte auch Regimekritiker und Opfer des Tschetschenienkriegs vertreten, die Journalistin in der „Nowaja“ vor allem über rechtsextreme Jugendorganisationen geschrieben. Aus eben dieser Szene kamen auch die Jugendlichen, die die Teilnehmer einer Gedenkfeier für die Ermordeten am Donnerstagabend in Moskau mit Holzknüppeln überfielen. Ordnungskräfte sahen tatenlos zu.

Beide Morde, sagte Chefredakteur Muratow, seien ein klares Signal an die „Nowaja“, auf „Recherchen zu solchen Themen zu verzichten, die für die Gesellschaft von größter Relevanz sind“. Ähnlich äußerte sich die Sprecherin der oppositionellen Demokratischen Volksunion von Ex-Premier Michail Kasjanow. Es sei empörend, dass Präsident Dmitri Medwedew und Premier Wladimir Putin auf die Morde bisher mit keinem Wort reagiert haben. Kreml und Regierung hätten damit unmissverständlich signalisiert, dass sie keinen Wert auf eine unabhängige, gerechte Justiz und freie Medien legen.

Multimilliardär Alexander Lebedew, der 2007 zusammen mit Altpräsident Michail Gorbatschow 49 Prozent der Anteile an der „Nowaja“ übernahm, will beim Inlandsgeheimdienst FSB durch setzen, dass alle Journalisten des Blattes Schusswaffen tragen dürfen. Die Redaktion verlor in nur fünf Jahren bereits drei Mitarbeiter durch Morde. Insgesamt wurden nach dem Ende der Sowjetunion 1991 in deren Nachfolgestaaten weit mehr als 200 Journalisten umgebracht.

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